Zahlreiche Studien, die an österreichischen Schulen durchgeführt wurden, lassen bei Ernährungswissenschaftlern und Ärzten die Alarmglocken schrillen.
Denn Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen – aber auch Erwa chsenen – nimmt in Österreich von Jahr zu Jahr immer mehr pandemische Züge an. So leidet bereits jeder dritte Bub (rund 36 Prozent) und jedes vierte Mädchen (etwa 25 Prozent) an Übergewicht. Der Grund: eine unausgewogene Ernährung und mangelndes Wissen über Lebensmittel und ihre Inhalte. Die Folgen dieses erschreckenden Trends sind ein erhöhtes Risiko, dass übergewichtige Kinder im späteren Leben ernste gesundheitliche Probleme entwickeln. Dabei bildet eine verstärkte Bewusstseinsbildung und das Vermitteln von Wissen rund um das Thema Ernährung gerade im Kindesalter nicht nur die Basis für mehr Gesundheit und Leistungsbereitschaft, sondern ermöglicht es, auch im hohen Alter gesund und vital zu bleiben.
Bildung ist der Schlüssel zu mehr Lebensqualität
„Es ist erschreckend, wie wenig Kinder und Jugendliche über gesunde Ernährung, regionale Lebensmittel und natürliche Abläufe in der Natur Bescheid wissen. Daher gilt es, umgehend dieses Bewusstsein zu schärfen – vom Elternhaus bis hin zur Schule“, so Agrarlandesrat Johann Seitinger.
Auch Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner betrachtet das Thema ähnlich und betont die Wichtigkeit von gesunder Ernährung an Schulen: „Die gesunde Ernährung ist uns im Landesschulrat, neben ausreichender Bewegung der jungen Menschen, ein Herzensanliegen. Hochwertige regionale und saisonale Produkte sind ein Garant für eine gesunde Ernährung. Zahlreiche Projekte wie ‚die gesunde Schuljause‘ oder Informationen für Schülerinnen und Schüler über das Fach Ernährung und Haushalt tragen zur Bewusstseinsbildung bei.“
Gärten sind Quellen des Wissens
Auf Initiative des Steirischen Landesschulrats und des Steirischen Ernährungs- und Technologiezentrums STERTZ soll nun dem negativen Trend des „Unwissens“ entgegenwirkt werden. So schlägt einerseits Landesrat Seitinger vor, Kleingärten in steirischen Schulen einzurichten, um Schülerinnen und Schülern wertvolle Inhalte zu den Themen gesunde Ernährung weiterzugeben. Seitinger erachtet es darüber hinaus für sinnvoll, auch in Kindergärten solche Kleingärten einzurichten.
„Regional und frisch auf den Tisch“
Andererseits sollen im Rahmen von Workshops und Weiterbildungsmaßnahmen des Landesschulrates gemeinsam mit Lehrenden der Fächer Biologie/Umweltkunde und Ernährung/Haushalt in landwirtschaftlichen Fachschulen Bildungsempfehlungen zu Fragen entwickelt werden, wie: Woher kommen frische, regionale Lebensmittel? Wie entstehen diese? Wie kann man sich gleichzeitig gesund ernähren und die Umwelt schützen? Wie bereitet man gesundes Essen zu? Welcher Nährwert steckt in Lebensmitteln? Auch die negativen Seiten verschiedenster Ernährungstrends sollen dabei aufgezeigt werden.
Das Programm wird im kommenden Schuljahr unter dem Motto „Regional und frisch auf den Tisch“ gestartet und zielt darauf ab, Lehrende an die regionale Landwirtschaft heranzuführen, ihnen Know-how rund um den Anbau von Gemüse und Obst in Schulgärten zu vermitteln. Zudem sollen Lehrkräften umfassende Informationen erhalten, um das Thema gesundes Essen in den Schulalltag effektiver zu integrieren.
Bäuerinnen leisten Pionierarbeit
Speziell Bäuerinnen haben bei ihren Einsätzen in der Praxis festgestellt, dass bei Kindern und Jugendlichen die Defizite in Ernährungs- und Lebenskompetenzen zunehmen. Daher haben auch die österreichischen Bäuerinnen innerhalb der letzten drei Jahre im Rahmen von bewusstseinsstärkenden Kampagnen mehr als 115.000 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende erreicht. Alleine im Zuge der BäuerinnenAktionstage im Herbst wurden mehr als 25.000 Stunden ehrenamtlich für dieses wichtige Projekt geleistet. Darüber hinaus gibt es in Österreich rund 500 bäuerliche Betriebe, die „Schule am Bauernhof“ anbieten. Jährlich machen rund 90.000 Schülerinnen und Schüler Ausflüge auf Bauernhöfe, und mehr als 300 aktive und speziell ausgebildete Seminarbäuerinnen absolvieren rund 1.800 Bildungseinsätze bei 26.500 Kindern und Jugendlichen.
„Die Landwirtschaft wird in Zukunft nicht nur in Fragen der Lebensmittelversorgung, sondern auch in Bezug auf die Bildung – sich gesund zu ernähren – eine essentielle Rolle einnehmen“, ist Landesrat Seitinger überzeugt.
Foto: Lebensressort