Heute wurde von der Statistik Austria die landwirtschaftliche Gesamtrechnung für das Jahr 2022 veröffentlicht. Das wesentlichste Ergebnis: Das reale Faktoreinkommen je Arbeitskraft ist von 2021 bis 2022 um 25,5 Prozent gestiegen. Dieser Umstand wird von mancher Seite sogleich genutzt, um eine unsachliche Neiddebatte vom Zaun zu brechen, wie auch Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger kritisiert.
Was auf den ersten Blick nach einer großen Einkommenssteigerung aussieht, braucht eine differenzierte Betrachtung:
- Die bäuerlichen Einkommen sind in den letzten Jahren stagniert.
- Obwohl die Kaufkraft im Land kontinuierlich gestiegen ist, liegen die Einkommen in der Landwirtschaft 2022 erst auf dem Niveau von 2007 oder 2011.
- Weiterhin wirkt sich der russische Angriffskrieg in der Ukraine auf Preise für Betriebsmittel und Energie aus und stellt uns vor Herausforderungen.
- Hohe Produktionskosten und teils drastisch sinkende Erzeugerpreise, beispielsweise bei Getreide, Milch, Pute oder Rundholz, bringen nahezu alle Sparten der Land- und Forstwirtschaft unter Druck.
- Diese Rückgänge der Erzeugerpreise spiegeln sich aber nicht im Supermarktregal wider. Der Grund für hohe Lebensmittelpreise ist daher an anderen Stellen zu suchen.
- Extremwetterereignisse nehmen zu und setzen die Landwirtschaft einem besonderen Risiko aus: Frost, Hagel, Unwetter oder Dürre können ganze Ernten vernichten.
Bauernbund-Präsident Abg.z.NR DI Georg Strasser: „Dieser Ausreißer nach oben ist zwar positiv, aber kein Grund zur Jubelstimmung. Während wir für das Jahr 2022 ein Wachstum verzeichnen, waren die letzten 15 Jahre durchwegs von Stagnation geprägt. Obwohl die Kaufkraft im Land kontinuierlich gestiegen ist, liegen die bäuerlichen Einkommen mit dem Plus des vergangenen Jahres erst auf dem Niveau von 2007 oder 2011.“
„Die Momentaufnahme aus dem Jahr 2022 soll nicht über die schwierige Situation im laufenden Jahr hinwegtäuschen. Nahezu alle Sparten in der Land- und Forstwirtschaft sind aufgrund hoher Produktionskosten und zum Teil dramatisch sinkender Marktpreise unter Druck“, so Strasser.
Was erhalten die Produzentinnen und Produzenten unserer Lebensmittel eigentlich für ein Produkt, das im Gasthaus oder im Handel verkauft wird?
- 3,2 Cent für die Erdäpfel, die in einer großen Portion Pommes Frites (160g) enthalten sind.
- 3,4 Cent für die Braugerste in einem Krügerl Bier.
- 2 Cent für den Weizen, der in einer Semmel enthalten ist
- 25 Cent vom Preis, der für ein Kilo Mischbrot bezahlt wird.
- 40 Cent vom Preis, der im Restaurant für ein Schnitzel bezahlt wird.
- 50 Cent für den Liter Milch, der im Handel oft das Dreifache und mehr kostet.