Präsident Franz Titschenbacher: Engagierte Bauern, wegweisende Konsumenten und phantasievolle Vermarkter nehmen das Heft in die Hand und gehen neue, gemeinsame Wege in der Lebensmittelversorgung. Die Messe Lebensmittelpunkt ist Dreh- und Angelpunkt dieser neuen, hippen Bewegung.
Neue Wege beim Essen und in der Lebensmittelversorgung. „Das Thema Ernährung und gutes Essen gewinnt bei der Bevölkerung stark an Bedeutung. Die Menschen sehen darin den Schlüssel zur eigenen Gesundheit. Sie erkennen, dass es bei der Ernährung auf die Herkunft der Lebensmittel ankommt und moderne Lebensmittel nicht immer gesund sind“, fasst Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher die großen Trends zusammen. Die Messe Lebensmittelpunkt von Landwirtschaftskammer, Stertz und FH Joanneum trifft den Nerv unserer Zeit. Titschenbacher: „Neu entstehende Netzwerke aus erfinderischen, innovativen Bauern, progressiven Konsumenten und bereits erfolgreichen Akteuren neuer Vermarktungsformen erfüllen die Wünsche nach nachhaltig hergestellten, guten und regionalen Lebensmitteln.“
Brugner: Lebensstil eröffnet Nischen für Bauern. „Der große Trend, dass gutes Essen zum richtigen Lebensstil gehört sowie der Megatrend Regionalität, ermöglichen den heimischen Bäuerinnen und Bauern erfolgreich in verschiedene, auch unkonventionelle Nischen einzusteigen“, sagt Kammerdirektor Werner Brugner. Als Beispiele führt er an: In der Steiermark wird seit ein paar Jahren erfolgreich Reis angebaut, auch der Steirerkaffee und heimische Oliven, Kiwi-Beeren und Wassermelonen haben ihren Weg auf den Markt gefunden. Event-Bauernhöfe bieten Locations für Hochzeiten und Feste mit einmaliger steirischer Kulinarik. Ein großes Thema, vor allem im urbanen Raum, sind regionale Lebensmittel „Rund um die Uhr“ vom Automaten, aber auch rollende Bauernmärkte, die mit Lastenrädern beschickt werden. Raritäten vom Holunder, Austernpilze, Fleisch von stressfrei geschlachteten Tieren, aber auch Hanf-Protein-Shakes als Sportnahrung sind nachgefragte Innovationen von steirischen Bäuerinnen und Bauern.
Messe Lebensmittelpunkt sucht nach Antworten auf die brennenden Zukunftsfragen zum Thema Essen. Die Messe Lebensmittelpunkt mit ihren 40 Ausstellern gibt den innovativen Bauern neuen Schwung sowie neuen Mut und beschäftigt sich vor allem auch mit der Ernährungs- und Essenszukunft. In der Küche des Steiermarkhofs bereiten Studierende der FH Joanneum mit den Schülern der Höheren Lehranstalt für Ernährungswirtschaft Nudel-Muffins, Käse-Chips, Energy-Bites und Smoothies zu, die möglicherweise künftig eine ideale Schuljause oder Snacks für Zwischendurch sein können. Die Besucher verkosten auch unkonventionelle Neukreationen aus Insekten und Schnecken.
Einen regen Austausch gibt es auf den Themeninseln: Erfahrene Praktiker geben ihre Erkenntnisse über die Verpackungsfreiheit, über die Stadtlandwirtschaft, über die 24-Stunden-Automaten sowie über den Online-Vertrieb weiter. Mit Spannung wird das Denkforum erwartet, bei dem Gourmet-Kritiker Florian Holzer, Marktforscher Werner Beutelmeyer, Online-Bauer Christoph Raunig und Stadtlandwirt sowie Schneckenzüchter Andreas Gugumuck, Landesrat Johann Seitinger und Präsident Franz Titschenbacher der Selbstbestimmtheit beim Essen das Wort reden.
Landesrat Johann Seitinger: Das Essen von morgen muss ein Erlebnis sein. „Eine wichtige Grundlage für jedes neue Denken müssen Qualität und Flexibilität sein. Das Essen von morgen muss sich zu einem Erlebnis entwickeln und sich dabei auch innovativ am Puls der Zeit bewegen, dann werden Lebensmittel auch eine entsprechende Wertschätzung genießen.“
Manuela Leiner aus Fünfing bei Gleisdorf hat mit ihrem Projekt „Fräulein Holler“ durchgestartet. „Wir haben das erste Holunderblüten-Pflückfeld in Österreich erfolgreich eröffnet. Und mit unserer Produktserie ,Holunder im Glas‘ haben wir Köstlichkeiten wie den Holgwer, ein Holunder-Ingwer-Sirup kreiert.“ Der Erfolg gibt uns recht: „Wir wollen unser Angebot mit weiteren außergewöhnlichen Produkten bereichern.“
Schneckenzüchter und Stadtlandwirt Andreas Gugumuck aus Wien.„Die Lebensmittel sollen wie früher dort erzeugt werden, wo sie auch gebraucht werden. Die Landwirtschaft soll auch in stark wachsenden Städten, zumindest in den Randgebieten, erhalten bleiben“. Und weiter: „Wir wollen einer neuen mündigen Generation an Stadtkonsumenten wertvolle Lebensmittel aus der näheren Umgebung anbieten.“Gugumuck, der auch in Wien das Schnecken-Essen aus dem Dornröschen-Schlaf erweckt hat und 300.000 Weinbergschnecken füttert und veredelt, sagt zu seiner Innovation: „Die größte Herausforderung war unsere Marke aufzubauen, das Erwecken der Schnecken-Esskultur war ein Riesen-Aufwand.“
Gourmetkritiker Florian Holzer, Projekt „Ochs im Glas“, Wien. „Wir sollten unser Essen neu denken. Wir sollten weg von der Fremdbestimmung.“
Foto: LK-Danner