Angebotene Frühkartoffeln erweisen sich als ägyptische Wüstenkartoffeln

Store-Check der Landwirtschaftskammer deckt auf: Die derzeit in vielen Supermarktregalen angebotenen Frühkartoffeln sind in Wirklichkeit gängige Spätkartoffeln und kommen aus Ägypten. Und das, obwohl unsere Bäuerinnen und Bauern die Bevölkerung ganzjährig mit heimischen Erdäpfeln versorgen können. Die Landwirtschaftskammer ersucht die Bevölkerung, heimische Erdäpfel zu bevorzugen und genau auf die Herkunft zu achten.

Fakt 1: Konsumenten kaufen beworbene Frühkartoffeln und bekommen Spätkartoffeln aus Ägyptens Wüste. Sehr plakativ preist ein Handelsriese und zwei kleinere Handelsketten in ihren Supermärkten derzeit Frühkartoffeln an. „Doch bei genauerem Hinsehen erweisen sich diese teils als Schnäppchen angebotenen Frühkartoffeln als gängige Herbstkartoffeln höchstwahrscheinlich aus Ägyptens Wüstenboden. Und sie haben bereits eine Wegstrecke von mehr als 4.100 Kilometer zurückgelegt, wenn sie bei uns in die Regale geschlichtet werden“, ist Kammerdirektor Werner Brugner enttäuscht vom Ergebnis des jüngsten Store-Checks der Landwirtschaftskammer. Und weiter: „Es ist unverständlich, warum Wüstenkartoffeln aus Ägypten klimaschädlich importiert werden, obwohl ausreichend heimische Erdäpfel derselben Sorte Ditta, die übrigens in Österreich gezüchtet wurde, vorhanden sind.“ Zudem gelten in diesem Herkunftsland deutlich niedrigere Umwelt- und Sozialstandards als in der österreichischen Landwirtschaft, die Kartoffeln werden unnatürlich in Wüstensand mit aufwendiger künstlicher Bewässerung kultiviert.

Fakt 2: Beworbene Frühkartoffeln aus Ägypten haben teils erhebliche Qualitätsmängel. Aufgefallen sind den Store-Checkern der Landwirtschaftskammer vereinzelt auch erhebliche Qualitätsmängel. Brugner: „Zwei der 15 Proben wiesen eklatante Qualitätsmängel auf. Während die Kartoffeln einer Probe mehr verwelkt als frisch waren, war die Schalenfarbe einer weiteren Probe durchgängig eher grün als braun. Kartoffeln mit grüner Schale sollten nicht mehr verzehrt werden.“ Der Grund: Sie enthalten vermehrt Solanin, ein natürliches Gift, das durch falsche Lagerung unter Lichteinfluss entsteht.

Fakt 3: Echte Frühkartoffeln sind sehr dünnschalig und haben ab Mitte Mai Saison. An der Schale ist der Unterschied zwischen Früh- und Späterdäpfel erkennbar. „Früherdäpfel oder Heurige sind sehr dünnschalig. Der Vorteil ist, dass man sie nicht schälen muss, weil die teils lose Schale beim Waschen ganz einfach weggeschrubbt werden kann“, erklärt Erdäpfelbauer Markus Hillebrand aus Premstätten/Graz. Und weiter: „Wir haben unsere Heurigen Ende Februar gelegt. Sie sind jetzt mit wärmendem Vlies geschützt und wir hoffen, dass wir Mitte Mai mit der Ernte beginnen können.“ Lagererdäpfel oder Späterdäpfel haben eine feste Schale, die Saison beginnt Mitte/Ende August und sie werden bis zur nächsten Früherdäpfel-Ernte fachmännisch gelagert.

Details zum Store-Check der Landwirtschaftskammer. Anfang dieser Woche hat die Landwirtschaftskammer einen Store-Check bei Frühkartoffeln durchgeführt. Dieser zeigt auf, dass ein Handelsriese und zwei kleinere Handelsketten in ihren Supermärkten Frühkartoffeln aus Ägypten anbieten, die in Wirklichkeit Herbstkartoffeln überwiegend der österreichischen Sorte Ditta sind. Von den 15 auf Herkunft und Kennzeichnung überprüften Proben waren zwölf Proben Spätkartoffeln der Sorte Ditta (80 Prozent), nur drei waren tatsächliche Frühkartoffelsorten (20 Prozent). Ein Drittel der vermeintlichen Frühkartoffeln aus Ägypten (33 Prozent) werden sogar als Aktionsware verschleudert.

Zahlen und Fakten: Ganzjährige Versorgung möglich. In der Steiermark werden auf 678 Hektar (Österreich: 13.746 Hektar) Früh- und Lagererdäpfel für den Verzehr angebaut. Die steirische Ernte bei Speisekartoffeln lag 2020 bei 20.365 Tonnen, in Österreich bei 438.864 Tonnen. „Damit kann die österreichische Bevölkerung ganzjährig versorgt werden“, sagt Markus Hillebrand. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei 45 Kilo.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://www.stbb.at/angebotene-fruehkartoffeln-erweisen-sich-als-aegyptische-wuestenkartoffeln/