Herbstspezialität kann heuer um zirka zwei Wochen früher verkostet werden.
2018 ist durchaus ein besonderes Jahr für den österreichischen Weinbau, denn in allen Gebieten konnte mit der Lese bis zu zwei Wochen zeitiger gestartet werden als im Schnitt. Der Großteil der Trauben wird voraussichtlich Ende August gelesen. Durch optimale Bedingungen bereits für Austrieb und Blüte wurden auch die früh reifenden Sorten wie Frühroter Veltliner (Malvasier), Bouvier oder Müller-Thurgau (Rivaner), die vorwiegend für Sturm verwendet werden, sehr aromatisch. Ebenso schmackhaft sind regionale Spezialitäten wie Schilcher und Uhudlersturm.
In Zeiten, in denen Erdbeeren und Spargel im Winter zur Selbstverständlichkeit geworden sind, stellt der Sturm eine Besonderheit dar. Das Gesetz schreibt für die Herbstspezialität einen Verkaufszeitraum lediglich von 1. August bis 31. Dezember vor. Daher kommt das Gros an Sturm in den wenigen Wochen während und nach der Lese in den Handel. Ein weiterer Grund dafür, dass er nicht das ganze Jahr über verkauft wird, ist, dass der Sturm – also Traubensaft, der sich in Gärung befindet – nicht sehr langlebig ist. Nicht nur, weil er schnell aus den Gläsern seiner Fans verschwindet, sondern auch aufgrund seiner kurzen Lagerfähigkeit. Somit kann Sturm ohne Weiteres als Österreichs letztes echtes Saisonprodukt bezeichnet werden.
Wissenswertes zum Sturm
Sturm, Federweißer oder Sauser: Diese drei Begriffe sind zwar jeweils in Österreich, Deutschland und der Schweiz für dasselbe Getränk gebräuchlich, das Gesetz sieht aber durchaus Unterschiede. „Sturm“ darf nämlich nur dann auf dem Etikett stehen, wenn die Trauben ausschließlich in Österreich geerntet und verarbeitet wurden. Weder das deutsche noch das Schweizer Weingesetz sehen solche Regelungen vor.
Die Trübung im Sturm kommt daher, weil es sich bei diesem Produkt laut EU-Recht um „teilweise gegorenen Traubensaft“ handelt. Das bei der Gärung entstehende CO2 sorgt für das typische Prickeln auf der Zunge und wirbelt die Hefepartikel in der Flüssigkeit auf, wodurch die „Wolken im Glas“ entstehen.
Bei der richtigen Lagerung dieses Saisonproduktes kommt es darauf an, dass das Behältnis aufrecht steht und nicht zu fest verschlossen wird, denn das CO2 im Getränk braucht Platz, um zu entweichen, sonst kann es passieren, dass die Flasche platzt. Ein Stück Alufolie zum Verschließen reicht vollkommen, um den Sturm an einem kühlen Ort ein paar Tage aufzubewahren. Danach ist die Gärung abgeschlossen und aus dem Sturm wird der Staubige – fertig vergorener, aber naturtrüber Wein. Durch diesen Entwicklungsprozess schmeckt der Sturm von Tag zu Tag, oft von Stunde zu Stunde anders. Wie stürmisch es sein soll, kann der Konsument bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen. Ist einem der Sturm noch zu süß, die Flasche an einen warmen Ort stellen, das regt die Hefezellen an. Hat er den persönlichen Idealzustand erreicht, heißt es kühl lagern, um die Hefen wieder einzubremsen und den perfekten Sturm etwas länger genießen zu können.
Authentisch und unkompliziert wie der Sturm ist, wird er einfach aus dem Henkelglas getrunken, wobei mit der linken Hand und „Mahlzeit“ oder „Krixikraxi“ angestoßen wird. Erst nachdem der junge Wein getauft wurde, also um Martini, wird zur rechten Hand und „Prost“ gewechselt. Gut gekühlt ist der Sturm ein perfekter Begleiter an lauen Spätsommerabenden, informiert die Österreich Wein Marketing GmbH.