Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig forderte beim Informellen Agrarrat in Spanien einen Ausbau der Transportkapazitäten entlang der Transitrouten und in den EU-Häfen sowie ein effektives Monitoring. Global sinken die Getreidepreise aufgrund guter Erntemengen. Darüber hinaus führen ukrainische Getreideimporte derzeit zu einem Wettbewerbs- und Preisdruck in der EU. Aufgrund hoher Transportkosten bringen Getreidehändler vereinzelt günstiges Getreide auf den Markt, anstatt dieses in Entwicklungsländer des globalen Südens zu verkaufen.
Verschärft wird die Situation durch das im Juli 2023 ausgelaufene Schwarzmeerabkommen, über das ukrainisches Getreide bisher über das Schwarze Meer exportiert werden konnte. Aufgrund des Wegfalls dieser Route wird versucht, alternative Transportkorridore auszubauen. Unter anderem geht es dabei um Versicherungen für die Transporte über das Schwarze Meer, aber auch um den weiteren Ausbau des Donaukorridors ins Schwarze Meer.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig: „Global sinken die Getreidepreise aufgrund guter Erntemengen. Dazu kommt ein verschärfter Wettbewerbs- und Preisdruck aufgrund ukrainischer Getreideexporte. Ukrainisches Getreide bleibt in der EU und vor allem in den ukrainischen Anrainerstaaten hängen anstatt dort anzukommen, wo es gebraucht wird. Die EU-Kommission und die internationale Gemeinschaft sind gefordert, notwendige Initiativen zu setzen, sodass die Getreideexporte im globalen Süden ankommen. Alles andere ist unsolidarisch mit den ärmsten Regionen dieser Welt. Wir müssen einen Weg für ukrainisches Getreide direkt in Entwicklungsländer ermöglichen.“
„Den Hunger der Ärmsten dieser Welt als Waffe einzusetzen, muss aufhören! Neben dem Ausbau der Transitkorridore in Richtung EU-Häfen benötigt es eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zum internationalen Getreideabkommen. Es ist bedauerlich, dass aktuell keine Einigung über die Fortsetzung des Schwarzmeer-Abkommens erzielt werden konnte. Wir unterstützen dahingehend die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft und der Türkei, Lösungen zu finden.“
Hintergrundinformation
Angriffskrieg in der Ukraine – Schwarzmeerabkommen
- Als europäische Antwort auf den russischen Angriffskrieg und zur Stärkung der ukrainischen Wirtschaft kann ukrainisches Getreide derzeit uneingeschränkt in den EU-Binnenmarkt importiert werden.
- Der Zoll- und quotenfreie EU-Marktzugang verursacht allerdings zusätzlichen Wettbewerbs- und Preisdruck auf dem EU-Binnenmarkt, insbesondere in den fünf EU-Anrainerstaaten (PL, SK, HU, RO, BG).
- Mitte Juli endete das Abkommen zwischen Ukraine, Russland und der Türkei über den Schwarzmeerkorridor für Getreideexporte der Ukraine, nachdem Russland der Verlängerung des internationalen Getreideabkommens nicht zugestimmt hat.
- Durch die blockierten bzw. nicht im gewohnten Umfang funktionierenden Exportwege über das Schwarze Meer startete die EU kurz nach Kriegsbeginn die Initiative „Solidarity lanes“, um Importe aus der Ukraine über den Landweg bzw. die Binnenschifffahrt in die EU zu ermöglichen.
- Auch wenn die ukrainischen Weizenimporte nach Österreich mit rund 6.000 Tonnen in den letzten 12 Monaten zu keinen direkten Beeinträchtigungen am österreichischen Markt führen, wird dieser jedoch indirekt und insbesondere über die Weltmarktpreise beeinflusst.
Getreidepreise
- Generell ist die Preisentwicklung stark abhängig vom Weltmarkt und zeichnet sich z.B. durch rasche und sprunghafte Veränderungen auf Grund von Witterungsereignissen aus.
- Global gesehen sinken die Preise auf Grund von guten Ernteprognosen, sinkenden Energiepreisen, weniger Nachfrage und wegen niedrigen Dumpingpreisen, mit denen Russland am Markt auftritt.
- Auch in Österreich bleiben die Getreidepreise weiterhin volatil, mittel- bis langfristige Prognosen zu den Marktentwicklungen sind somit unsicher.