Zum heutigen Weltmilchtag betont Landwirtschaftskammer Präsident Franz Titschenbacher: „Nach mehr als einem Jahr anhaltend sinkender Erzeugermilchpreise ist eine Trendumkehr dringend notwendig“
Weniger Milch angeliefert. Aufgrund der seit einem Jahr gesunkenen Erzeugermilchpreise haben die Bauern 2015 die Milcherzeugung wieder zwischen drei und vier Prozent reduziert. Gleichzeitig sind die Produktionskosten für die Bauern stark gestiegen: Während die Kosten für die wichtigsten Betriebsmittel wie Energie, Futter und Maschinen in den vergangenen zehn Jahren um 70 Prozent gestiegen sind, haben die Bauernmilchpreise im selben Zeitraum um bescheidene 25 Prozent angezogen. „Daher erwarten die heimischen Milchbauern wieder steigende Erzeugermilchpreise für ihre gentechnikfrei hergestellte Milch, die unter erschwerten Bedingungen überwiegend in den benachteiligten Berggebieten hergestellt wird und eine sichere, hervorragende Qualität hat“, betont Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher.
Positive Marktentwicklung. Gentechnikfreiheit ist EU-weites Alleinstellungsmerkmal. Der Milchmarkt entwickelt sich positiv: Die Nachfrage im Export hält an und steigt von Jahr zu Jahr, die Anlieferung ist rückläufig, es gibt keine Lagerbestände und der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch erhöht sich nach wie vor. Auch der Außenhandel der EU-28 mit Drittstaaten entwickelt sich positiv. Außerdem hat Österreich mit der gentechnikfreien Milchproduktion eine europäische Alleinstellung: „Das wertvolle Lebensmittel Milch verdient eine faire Behandlung auf dem Markt, insbesondere vom Lebensmittelhandel und somit wieder steigende Bauernmilchpreise“.
Titschenbacher an Lebensmittelhandel: Fairplay statt Preisdrückerei. Die österreichischen Milcherzeuger haben sich nach dem Quotenende absolut Marktkonform verhalten. Schon jetzt liegt der durchschnittliche Erzeugermilchpreis mit aktuell 32,15 Cent pro Kilo um rund sieben Cent unter den Vorjahreswerten. Allerdings hat in Deutschland kürzlich ein Diskonter die Preise für Frischmilch und Milchprodukte ungerechtfertigt um rund zehn Prozent gesenkt. „Es gibt überhaupt keinen Grund den Milchpreis zu senken. Der hochkonzentrierte Lebensmittelhandel darf seine Marktmacht nicht auf den Rücken der Bauern ausspielen“, weist Präsident Franz Titschenbacher jegliche Versuche in diese Richtung zurück und betont: „Ich verlange Faiplay statt Preisdrückerei“.
Rekord bei milchwirtschaftlichen Exporten. Seit dem EU-Beitritt im Jahre 1995 sind die milchwirtschaftlichen Exporte um nicht weniger als 865(!) Prozent gestiegen. Auch die Importe haben zugenommen, entscheidend ist aber, dass die österreichische Molkereiwirtschaft mengenmäßig mehr und vor allem zu einem höheren Preis österreichische Waren exportieren konnte, als ausländische Ware nach Österreich eingeführt worden ist. So konnte, selbst im schwierigen Jahr 2014 – Stichwort: Russland Krise – ein Handelsbilanzüberschuss im Wert von rund 450 Millionen Euro im Milchproduktensektor erwirtschaftet werden.
Deutschland wichtigster Exportmarkt. Deutschland ist Österreichs wichtigster Abnehmer für Milchprodukte. Fast die Hälfte der gesamten Exporte geht nach Deutschland. Der Zweitwichtigste Handelspartner ist Italien. Dorthin gelangen mehr als ein Fünftel aller exportierten Milchprodukte. Nur neun Prozent unseres milchwirtschaftlichen Außenhandels wird nicht mit EU-Staaten abgewickelt. Der Handel mit Drittländern wie Russland oder China sind zwar für einige österreichische Verarbeiter wichtig, insgesamt sind sie jedoch nicht sehr bedeutsam.
Rekord Zusatz-Abgabe in Österreich. Das letzte Quotenjahr 2014/15 endet für viele österreichische Milcherzeuger mit einem sehr, sehr bitteren Beigeschmack. Es wird mit einer Rekord Überschussabgabe von über 44 Millionen Euro gerechnet. Wie hoch die einzelbetriebliche Abgabe sein wird, steht noch nicht fest. Experten erwarten rund 22 Cent für die erhöhte Überschussabgabe. Wie hoch der Saldierungsprozentsatz sein wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage getroffen werden. Titschenbacher: „Das belastet unsere Betriebe unnötig. Ich erwarte mir, dass die eingehoben Abgaben zumindest den Milchsektor zugutekommen“.