Der Steirische Bauernbund geht neue Wege offensiv in die Zukunft. Auftakt war der erste offene Landesbauernrat am 30. Mai in der Steinhalle in Lannach mit Meinungsforscher Werner Beutelmeyer und starken jungen Persönlichkeiten auf der Bühne.
Der Bauernbund ist die agrar- und gesellschaftspolitische Drehscheibe des ländlichen Raumes.
Bauernbund-Landesobmann Landesrat Hans Seitinger verwies in klaren Worten auf die vielen Veränderungen für die Land- und Forstwirtschaft in den letzten Jahren. Seitinger: „ Wir stehen gewaltigen Umwälzungen gegenüber, die neuen Zeiten machen wir auch direkt durch die Modernität des neuen Formats im Landesbauernrat des Steirischen Bauernbundes sichtbar.“ Seitinger kam auch direkt auf die Herausforderungen für die steirischen Bäuerinnen und Bauern zu sprechen: „Die Konsumenten, deren Versorgung mit hochqualitativen Lebensmitteln wir sicherstellen, werden immer mehr zu „Schattenbauern“, die alle in der landwirtschaftlichen Produktion mitreden wollen, egal, ob sie sich dabei auskennen oder nicht.“
„In Zukunft wird es noch wichtiger sein, viel Energie in vertrauensbildende Maßnahmen zwischen Produzenten und Konsumenten zu investieren und auf Weiterbildung in allen Bereichen zu setzen“, so der Landesobmann. Nachsatz: „Wir haben die Verantwortung, den Bauernbund als modernen Bauern- Konsumentenbund zu etablieren.“ Durch die von den heimischen Bauern erzeugte Qualität und die vielen Spezialitäten wird es auch zukünftig gelingen, den ländlichen Raum als Wirtschafts- und Lebensraum attraktiv zu halten. Seitinger sieht in den aktuellen Vorgängen innerhalb der ÖVP mit Sebastian Kurz als neuem Obmann eine große Chance für die politische Zukunft in unserem Lande. Nach langem gibt es wieder die Hoffnung, den Ton anzugeben und das auch in ein agrarpolitisches Zukunftsprogramm zu gießen.
Junge Bauern im Rampenlicht
Die Sieger des Landesentscheides im Redewettbewerb der Landjugend, Jakob Ploder, Melanie Affenberger und Nicole Prettenthaler von der Ortsgruppe Frohnleiten bewiesen beim Landesbauernrat großes Bühnentalent. Die Sieger in der Kategorie „Neues Sprachrohr“ machten sich im aufgeführtem Sketch „Hofübernhame – Ja oder Nein“ mit viel Witz, Eloquenz aber auch Ernsthaftigkeit an ein großes Bauernthema heran.
Meister der Meister und ein Titelträger
Einen großen Auftritt beim Landesbauernrat hatten mit Andrea Dietl (Weinbau) und Joseph Knap (Obstbau) auch die beiden Meister des Jahres, die voll Tatendrang in die Zukunft blicken und anderen jungen Bauernfamilien Möglichkeiten der Weiterentwicklung aufzeigen möchten. Der zum NEUES LAND Bauern des Jahres gewählte Franz Tappauf aus Eichkögl vertraut auf die Pflege von Freundschaften, dass sei ein essenzieller Bestandteil für nachhaltigen Betriebserfolg, wie der passionierte Krenbauer nicht zuletzt beim Hoffest anlässlich seiner Wahl mit mehr als 1000 Gästen feststellen konnte.
Bestimmt der Konsument, was der Bauer morgen tun muss?
Unter diesem Titel beleuchtete Meinungsforscher Prof. Werner Beutelmeyer die Verbindung zwischen Konsumenten und den bäuerlichen Familien aus wissenschaftlicher Sicht. Beutelmeyer ist selber Bauer und einer der renommiertesten Marktforscher im Land.
Professor Beutelmeyer: „Wir leben in einer Zeit der Veränderung. Die Glaubwürdigkeit in allen Bereichen des Lebens wird weniger. Das gilt vor allem auch für die Beziehung zwischen den urbanen Gesellschaftsgruppen und den Experten für den ländlichen Raum, die nun einmal die Bäuerinnen und Bauern sind. Die Städter wissen nicht, was den ländlichen Raum ausmacht, sie wissen nichts von Nutztierhaltung und professioneller Forstwirtschaft, um zwei Beispiele zu nennen.“ Insgesamt käme man durch die aktuell durchgeführten Befragungen zum Ergebnis, dass knapp 80 Prozent der Österreicher sagen, „ja, wir leben in einem herrlichen Land, mit intakter Natur, Almen und den Kühen“ – und sind sich gar nicht bewusst, dass dieses Bild der bewirtschafteten Almen nur mit Nutztierhaltung und flächendeckender Landwirtschaft möglich ist. In Österreich sind über 60 Prozent aller Betriebe Bergbauernbetriebe. Diese können nur erhalten bleiben, wenn der ländliche Raum Wirtschaftsraum bleiben kann. Wenn dort Produkte produziert werden und es auch kein schlechtes Gewissen gibt, wenn es politisch gewollt gewisse Unterstützungsmaßnahmen gibt, um ebendiese Räume als attraktive Lebens- und Wirtschaftsräume am Leben zu erhalten.
Gerade auch der Bereich der Digitalisierung und Konnektivität ist derzeit einer der größten Veränderungsfaktoren, der aber auch für die Landwirtschaft große Chancen berge. Appell Beutelmeyers: „Ein entscheidender Schritt der Attraktivierung des ländlichen Raumes und der Landwirtschaft ist, gerade abseits der Ballungszentren enorm in diese Digitalinfrastruktur zu investieren.“ Diese Investitionen würden sich nicht kurz- oder mittelfristig direkt rentabel darstellen lassen, aber sind die sprichwörtlichen zukünftigen Lebensadern Österreichs.
Seine Zusammenfassung: „Wir dürfen nichts als gegeben voraussetzen. Die Landwirte müssen alles erklären, denn zum großen Teil aus Unwissenheit der Gesamtgesellschaft gibt es Unverständnis und blanke Unvernunft für viele Vorgänge oder Anliegen der Bauern und des ländlichen Raumes. Und wenn die Erklärungen uns selbst schon zum Hals heraus hängen sind sie vielleicht erst richtig beim Empfänger angekommen.“
Foto: Arthur