Ohne Wasser sind moderne, saubere Kraftwerke zur Stromerzeugung, eine prosperierende Wirtschaft, eine blühende Landwirt- und Fischerwirtschaft sowie zeitgemäßer Tourismus nicht denkbar. Daher werden um die Ressource Wasser oft harte Konflikte ausgetragen. Vor allem Flüsse weisen ein hohes Konfliktpotenzial auf, da sie im Spannungsfeld zahlreicher Interessen liegen. Zu den betroffenen Bereichen, die immer mehr auf das Wasser in den Flüssen angewiesen sind, zählen so etwa die Energiewirtschaft, Fischerei, Landwirtschaft, Tourismus, Naturschutz, Wasserversorgung, Sport und Hochwasserschutz. Gerade in diesen Bereichen spitzt sich die Situation in der Steiermark zu und sich vor enormen Handlungsbedarf gestellt.
Konflikte gemeinsam lösen
Aus diesem Grund startet Wasserlandesrat Hans Seitinger einen Flussdialog mit einer zweitägigen Veranstaltung, bei dem die Vertreter aller betroffenen Bereiche an einem Tisch gebeten werden, um gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu erarbeiten. „Bei Flüssen ist es wie beim Boden: Der entscheidende Punkt, um Nutzungskonflikte zu vermeiden, besteht in einer intelligenten Raumordnung“, betont Seitinger, der weiters erklärt: „Da nicht überall alle Konfliktparteien zufriedengestellt werden können, wird eine breite Kompromissbereitschaft benötigt. Nur so lassen sich geladene Situationen für alle Beteiligten zufriedenstellend lösen.“
Auch Michael Amerer, Geschäftsführer der VERBUND Hydro Power GmbH, sieht die Situation ähnlich: „Die Nutzungsinteressen rund um unsere Flüsse sind vielfältiger denn je – Wasserkraft, Schifffahrt, Hochwasserschutz, Trinkwasserversorgung und Naturraum sind nur ein kleiner Auszug. Mit unserem heutigen Wissen muss es uns als Gesellschaft gelingen, die Interessen in einem kritischen Dialog zu ordnen und das Ermöglichen in den Vordergrund zu stellen. Für uns als Wasserkraftbetreiber sind Dialog und lebhafter Diskurs Selbstverständlichkeiten geworden.“
Lebensraum und Lebensspender
Von der gestarteten Initiative zur nachhaltigen Konfliktlösung sieht sich auch Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher überzeugt und betont die Wichtigkeit des Zugangs zum Wasser für die Lebensmittelproduktion:
„Ohne Wasser keine Lebensmittel! Um bei Frost oder Dürre die Ernte retten und die Lieferverträge mit den Handelsketten und Abnehmern einhalten zu können, brauchen die heimischen Bauern, insbesondere die Obstbauern sowie Produzenten von Spezialkulturen wie beispielsweise von Gemüse, Käferbohnen, Kren oder Saatmais einen einfacheren, unkomplizierten und prioritären Zugang zum Wasser nach Südtiroler Vorbild. Hier sind jetzt die Weichen zu stellen.“
Friedrich Ebensperger, Obmann des Landesfischereiverbands Steiermark, ergänzend im Sinne der Artenvielfalt und der Fischerei: „Intakte Fließgewässer sind nicht nur Voraussetzung für die verschiedensten wirtschaftlichen Aktivitäten, sondern Grundlage für die Artenvielfalt unter der Wasseroberfläche. Damit bestimmen unsere Flussräume über den Erlebnisreichtum und den Erholungswert unserer Landschaft. Schon aus diesem Grund sehen wir uns als Fischer verpflichtet, die Voraussetzungen unserer Passion am Gewässer zu fördern und zu schützen.“
Feistritzenquete – Flussdialog
Als eine erste Diskussionsplattform für die Vertreter der betroffenen Bereiche wird die zweitägige Großveranstaltung „Feistritzenquete – Flussdialog“ dienen. Der Dialog steht ganz im Zeichen des Flusssystems Feistritz und soll den aktuellen Status, anstehende Herausforderungen und Lösungen für die Zukunft zur Diskussion stellen. Dadurch wird ein Beitrag zur Bewusstseinsbildung und Identifikation der Region um den Fluss Feistritz geleistet. Die „Feistritzenquete – Flussdialog“ wird vom 7. bis 8. September von der Leaderregion Oststeirisches Kernland und der Fachabteilung für Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit veranstaltet. Dabei werden zahlreiche Interessensvertreter und Experten rund um das Thema Feistritz referieren. Seitinger abschließend: „In der Steiermark bewirtschaften wir über 30.000 Kilometer Bäche und Flüsse, die individuell zu planen sind als multifunktionaler Wirtschafts- und Lebensraum – das ist eine Mammutaufgabe für alle Beteiligten.“