160 junge Bäuerinnen und Bauern diskutierten beim Tag der jungen Landwirtschaft über die Ernährung der Zukunft
Einen enormen Andrang konnte die Österreichische Jungbauernschaft bei ihrem traditionellen Diskussionsforum am 6. Dezember verzeichnen. Über 160 junge Leute aus der Landwirtschaft und ihren Institutionen strömten aus ganz Österreich in das Ministerium für ein lebenswertes Österreich nach Wien und machten sich dabei Gedanken über das diesjährige Thema, der „Ernährung der Zukunft“. Bundesobmann Stefan Kast, der als Sprachrohr für 50.000 Mitglieder fungiert, begrüßte eine Riege an Ehrengästen, wie etwa Hausherr Bundesminister Andrä Rupprechter, Bauernbund-Präsident NR Georg Strasser, die Abgeordneten Klaus Lindinger, Alois Rosenberger und Theresia Neuhofer sowie zahlreiche weitere Vertreter aus der Agrarbranche. „Dieser Junglandwirte-Tag ist zu einem jährlichen Fixpunkt im Veranstaltungskalender der Jungbauernschaft geworden, bei dem wir Themen mit Abstand vom agrarpolitischen Alltag diskutieren“ so Kast. „Wir dürfen nicht in Legislaturperioden denken, sondern versuchen den Landwirten aufzuzeigen, wie wichtig es ist, dass man auch Visionen hat. Die jungen Bäuerinnen und Bauern erwarten sich Ansagen für die Rahmenbedingungen der Zukunft!“
Hochkarätige Referenten präsentierten mögliche Zukunftsthemen
4 hochkarätige Referenten gaben in ihren Präsentationen unterschiedliche Einblicke zum angesprochenen Thema. Zu Beginn konnte der Generaldirektor der Statistik Austria, Dr. Konrad Pesendorfer, mögliche Wissenslücken über die Ernährungsgewohnheiten der österreichischen Bevölkerung beseitigen. In seinem Referat „Wie ernährt sich Österreich“ wartete er mit hochinteressanten Daten und Fakten auf. So berichtete er etwa über den steigenden Verbrauch an Fleischprodukten bei gleichzeitigem Rückgang des Verzehrs von Milchprodukten im Laufe der letzten 30 Jahre. Höchst interessant sind auch die von ihm aufgezeigten Unterschiede der heimischen Ernährungsgewohnheiten in Bezug auf die Gemeindegröße: In kleineren Gemeinde wird deutlich mehr Fleisch gegessen als in Städten. Seine Schlussfolgerungen: Ein höheres Ernährungsbewusstsein ist erkennbar (rückläufiger Konsum bei Schweinefleisch, Fett, Zucker – gleichzeitig steigender Konsum bei Geflügel, Obst, Gemüse, Fisch – Bio-Produkte werden immer stärker nachgefragt), die Konsumgewohnheiten verändern sich (rückläufige Ausgaben für Nahrungsmittel bei gleichzeitig steigenden Gastronomieausgaben, v.a. bei Jüngeren), es gibt unterschiedliche Tendenzen zum Bereich Ernährung und Gesundheit (Frauen leben ernährungsbewusster als Männer, v.a. junge Männer konsumieren deutlich mehr Alkohol)
Startup-Gründer Thomann: „Insekten sind das Zukunftsthema schlechthin!“
Mit der Vorstellung seines Start ups „Zirp“ ließ Christoph Thomann aufhorchen. Er vertreibt seit 4 Jahren essfertige Insekten in ganz Österreich. Gerade rechtzeitig zum Tag der jungen Landwirtschaft schloss er den Relaunch seines Auftritts ab und präsentierte sein umfassendes Insekten-Projekt. Thomann gab in seinem Vortrag auch einen Einblick in die Ernährungsgewohnheiten auf anderen Kontinenten, wo Insekten auf der täglichen Speisekarte stehen. „In Südamerika und Asien beispielsweise ist der Verzehr nichts außergewöhnliches, ganz im Gegenteil“, so Thomann. Seine Ausführungen machten die Teilnehmer neugierig, das Verkostungsangebot wurde in der anschließenden Pause gerne angenommen und so konnten viele der jungen Besucher erstmals Heuschrecken, Mehlwürmer und Heimchen probieren.
Udo Pollmer klärte über Ernährungsmythen auf
Mit Spannung wurde das Referat von Udo Pollmer, einem deutschen Lebensmitteltechniker, erwartet. Pollmer polarisiert gerne und sorgte auch beim Tag der jungen Landwirtschaft für zahlreiche Diskussionen. Er versuchte im Zuge seines Vortrages vor allem über angebliche Trends, Ernährungsmythen und Halbwahrheiten aufzuklären. So nahm er Bezug auf die biologische Wirtschaftsweise, den Verzehr von Insekten und alternative Ernährungsgewohnheiten. Pollmer konnte mit seinen rhetorischen Fähigkeiten die Teilnehmer in seinen Bann ziehen, sein Vortrag genoss eine hohe Aufmerksamkeit.
Ist unser Land auf einen Krisenfall vorbereitet?
Zum Abschluss berichtete General Othmar Commenda, Chef des Bundesheer-Generalstabs, über die Ernährungssicherheit in Österreich. Commenda gab einen Einblick über die globalen Herausforderungen und Krisenherde und über die Leistungen des Bundesheeres. Er zeigte diverse Bedrohungsszenarien auf und gab den Teilnehmern Tipps, wie man sich als Einzelner auf mögliche Krisensituationen vorbereiten könnte. Der General hob dabei vor allem das Thema Cyberkriminalität hervor, er sieht darin ein immer wichtiger werdendes Thema.
Zum Abschluss konnten die zahlreichen Fragen in einer Talkrunde von den Referenten, Bundesobmann Stefan Kast und Christoph Hennöckl, Geschäftsführer von GARANT, beantwortet werden. Kast zieht zufrieden Bilanz: „Auch heuer haben wir wieder wichtige Zukunftsfragen diskutiert. Als Jungbauernschaft werden wir auch in nächster Zeit mutig und offensiv solche Themen ansprechen!“