Österreichs Landwirtschaft ist dank seiner immer moderneren Ausrichtung und leistungsfähigeren Produktion nicht nur stark am Inlandsmarkt, sondern auch erfolgreich im Export. „Im Jahr 2014 kratzten die Agrarexporte an der 10 Milliarden Euro-Marke.
Und zwar trotz des Dämpfers, den uns das russische Totalembargo verpasst hat. Um die neuen Marktchancen noch effizienter aufzubauen und auszuarbeiten, möchte ich die Einrichtung einer Exportagentur forcieren“, kündigt Bauernbund-Präsident Jakob Auer vor Journalisten auf der Grünen Woche in Berlin an. Hoffnungsmärkte wie Asien, USA oder unsere südlichen Nachbarn sollten mit konzertierter Aufbereitung und Vermarktungsaktivitäten von einer Stelle koordiniert werden“, so Auer. Milch, Milchprodukte, Fleisch, Getreide, aber auch Zuchttiere und vor allem hochwertig verarbeitete Lebensmittel gehören zu den Exportschlagern; Wein und Käse boomen ebenso.
Doppeltes Sicherheitsnetz bei TTIP aufgespannt
„Panikmache bei TTIP ist nicht angebracht, sicher aber erhöhte Aufmerksamkeit. Derzeit gibt es noch kein einziges fertiges Kapitel und es steht ein langer Verhandlungsprozess bevor. Europa hat gegenüber den USA durchaus gute Karten. TTIP birgt Chancen, wenn es intelligent verhandelt wird“, ist Auer überzeugt. „Wie die Europäische Kommission das Verhandlungsmandat zum Ursprungsschutz und zur Kennzeichnung auslegt, müssen wir allerdings weiterhin sehr aufmerksam beobachten“, hält der Bauernbund-Präsident fest. Denn: „Rote Linien in Bezug auf Spezialitäten, Lebensmittelstandards bei Anbau, tierischen Produkten, Verarbeitung und Kennzeichnung dürfen keinesfalls unterlaufen werden.“ Auer erkennt aber absolut, dass das Freihandelsabkommen neue Exportchancen für österreichische Spitzenprodukte brächte: „Österreich hat eine starke Lebensmittelproduktion, der Export ist unsere Königsdisziplin. Es kommt auf das Geschick der Kommission an, hier ein Optimum herauszuholen und zugleich die Interessen von kleinen Bauern, Direktvermarktern und qualitätsbewussten Konsumenten zu wahren.“
Nachdem das EU-Parlament volle Mitbestimmung ausübt, werden auch die ÖVP-Mandatare, allen voran EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger, sehr genau darauf achten, ob die europäischen Standards und bäuerlichen Interessen gewahrt bleiben. „Für uns ist das ein doppeltes Sicherheitsnetz. Noch ist nicht klar, ob auch die nationalen Parlamente ihre Zustimmung zu TTIP geben müssen, aber es deutet alles darauf hin – dies würde das Sicherheitsnetz zusätzlich verstärken“, so Bauernbund-Präsident Jakob Auer zum EU-USA Freihandelsabkommen.
Ohne landwirtschaftliche Flächennutzung bleiben die Teller leer
Nicht nur die Exportfrage- auch die Versorgungsfrage steht Auer zufolge im Fokus des Agrarjahres 2015: Jeder Hektar Ackerverlust – in Österreich täglich rund 20 Hektar – bringt ein Minus für die Inlandsproduktion, womit auch standort- und regionalpolitische Folgen verbunden sind. Das gesellschaftliche Bewusstsein für Qualitätslebensmittel, Regionalität, Wertschöpfung in der Region und Ressourcenschonung durch kürzere Versorgungswege werde im „Internationalen Jahr des Bodens“ durch das Thema Flächenversiegelung ergänzt. Auer hält fest: „Umso mehr soll klargestellt werden, dass Böden eine begrenzte Ressource sind, die nachhaltig genutzt werden muss und nicht zügellos zubetoniert werden darf. Ohne landwirtschaftliche Nutzung der Äcker und Felder bleiben unsere Teller leer.“ Eine wirksame Gegenstrategie zum anhaltenden Flächenfraß sieht Bauernbund-Präsident Jakob Auer im ‚Brachflächen-Recycling’ sowie bei der Revitalisierung von ausgedienten Gewerbe- und Industrieflächen, die umgewidmet und rückgebaut werden könnten.