Köstinger/Moosbrugger/Strasser: Bäuerinnen und Bauern bestmöglich vorbereiten
Nach langen, intensiven Verhandlungen auf europäischer und nationaler Ebene geht die Finalisierung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 in die Zielgerade. Es stehen rund 1,6 Mrd. Euro pro Jahr direkt für die landwirtschaftlichen Betriebe zur Verfügung, das sind um 73 Mio. Euro pro Jahr oder 365 Mio. Euro in der gesamten Periode mehr für unsere Bäuerinnen und Bauern als in der Vorperiode. Mit der GAP ab 2023 werden diese Mittel neu verteilt, die bäuerlichen Betriebe müssen sich jetzt darauf vorbereiten, wie sie die Mittel abholen können. Bundesministerin Elisabeth Köstinger, der Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Österreich, Josef Moosbrugger, und der Vorsitzende des parlamentarischen Landwirtschaftsausschusses, Georg Strasser, haben deshalb eine gemeinsame Informationsoffensive zur künftigen GAP vorgestellt. Ziel ist es, die neuen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten der GAP zu den heimischen Bäuerinnen und Bauern zu bringen. Alle Informationen stehen auf der Plattform www.landwirtschaft.at zur Verfügung.
Die Informationsoffensive umfasst mehrere Schwerpunkte: Ein Video erklärt die Schwerpunkte der GAP (https://www.youtube.com/watch?v=22TcmBAAbtg); Infokarten liefern kurz und klar die wichtigsten Fakten zu 18 GAP-Schwerpunkten; zusätzlich sind Social-Media-Aktivitäten vorgesehen, um die Bäuerinnen und Bauern bestmöglich zu erreichen. In einer weiteren Phase wird es Fachveranstaltungen und eine Info-Tour geben.
Köstinger: Mehr Mittel als in der Vorperiode zur Verfügung
“Die Gemeinsame Agrarpolitik ab 2023 enthält die Werkzeuge, die unsere Landwirtschaft braucht, um für die großen Herausforderungen der Zukunft gerüstet zu sein. Durch neue Schwerpunkte konnten wir die Mittel, die direkt für unsere Bäuerinnen und Bauern zur Verfügung stehen, erhöhen. Es stehen in der gesamten Periode um 365 Mio. Euro mehr zur Verfügung als in der Vorperiode – also so viel wie noch nie zuvor”, betont Köstinger.
“Die Flächenzahlungen der 1. GAP-Säule werden sich reduzieren. Daher haben wir ein System geschaffen, mit dem die Betriebe diese Differenz durch das Agrarumweltprogramm möglichst ausgleichen oder ihre Leistungsabgeltungen sogar erhöhen können. Für mehr Klima- und Umweltleistungen, aber auch für Tierwohl wird es mehr Geld geben. Um unsere Bäuerinnen und Bauern darüber zu informieren, welche Möglichkeiten es im Rahmen der GAP künftig für sie gibt, starten wir die Informationsoffensive ‘LandWIRtschaft – Gemeinsam Zukunft gestalten'”, so Köstinger.
“Durch unseren massiven Einsatz ist es gelungen, die GAP so erträglich und praxistauglich wie möglich zu gestalten – trotz Green Deal. Mit dem erreichten Ergebnis können wir unsere Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, ihren Betrieb klima- und umweltfreundlich sowie gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich für die Zukunft auszurichten”, betont die Ministerin. Im Zentrum der österreichischen Agrarpolitik stehe weiterhin der bäuerliche Familienbetrieb.
Moosbrugger: Betriebe bei Maßnahmenmix gezielt unterstützen
“Faktum ist, dass im Rahmen der GAP ab 2023 noch mehr Umwelt- und Klimaleistungen von den Bäuerinnen und Bauern verlangt werden. Auch die Märkte verzeichnen immer stärkere Preisschwankungen und sind daher eine wachsende Herausforderung – sowohl kosten- wie auch erlösseitig. Daher ist es entscheidend, unseren bäuerlichen Betrieben Instrumente in die Hand zu geben, damit sie sich für die Zukunft rüsten können. Die GAP-Informationsoffensive soll unsere bäuerlichen Familienunternehmen dabei unterstützen, den besten Maßnahmenmix für ihren Betrieb zu finden. Je mehr Bauernhöfe an Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen, desto mehr profitiert unser Land. Gemeinsam mit dem Ministerium müssen wir auch unsere Bildungs- und Beratungsinhalte an die neuen Herausforderungen anpassen”, stellt Moosbrugger fest.
“Eng in Zusammenhang mit der GAP und den Märkten steht auch der Green Deal mit Farm2Fork, Biodiversitäts- und Waldstrategie. Wir fordern daher die EU-Kommission auf, die Analyse ihres eigenen Wissenschaftsdienstes und weitere Studien zu berücksichtigen. Diese sagen infolge der Reduktion von Dünger und Pflanzenschutz wie auch Außer-Nutzung-Stellung von Flächen sinkende Erträge und Bauerneinkommen sowie eine deutliche Verlagerung der Treibhausgasemissionen in andere Regionen voraus. Daher muss diese Pseudo-Nachhaltigkeitsstrategie dringend nachgebessert werden. Lebensmittel-, Energie- und Rohstoffversorgung sind zentrale Sicherheitsfragen der Zukunft. Für echte Nachhaltigkeit braucht es nicht nur Umwelt, sondern auch Wirtschaft”, unterstreicht Moosbrugger.
EU-Außenschutz muss verbessert werden
“Europa und gerade Österreich schrauben ihre Umwelt- und Klimaschutzstandards in der Land- und Forstwirtschaft immer mehr in die Höhe. Das bedeutet eine enorme Herausforderung für die bäuerlichen Familienbetriebe. Wir fordern daher, dass der EU-Außenschutz verbessert wird. Was für unsere Bauern beim Tierwohl, Pflanzen- und Klimaschutz gilt, muss genauso für Importprodukte gelten. Weiters brauchen wir endlich die Umsetzung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung durch den Gesundheitsminister. Konsumenten sollen bewusst zu unserer hohen Qualität greifen können”, so der LKÖ-Präsident. Er weist in diesem Zusammenhang auf die erschreckend hohe Lebensmittelverschwendung hin. Offensichtlich seien Nahrungsmittel immer noch zu billig, dies zeige sich auch bei den ständigen Tiefpreis-Aktionen im Handel. Die Preise müssten den stark gestiegenen Betriebsmittelkosten Rechnung tragen, fordert Moosbrugger.
Strasser: Österreichische Qualitätsstrategie konsequent weiterentwickeln
“Die Strategie ‘Qualität vor Quantität’ ist seit Jahren fest in der österreichischen Agrarpolitik sowie in den Konzepten der Verbände und Genossenschaften verankert. Aus unzähligen Gesprächen weiß ich: Unsere Bauernfamilien wollen nicht wachsen oder weichen. Sie wollen mit dem, was auf ihrem Standort zur Verfügung steht, ein Maximum an Wertschöpfung erzielen. Deshalb entwickeln wir die österreichische Qualitätsstrategie mit den Schwerpunkten Tierwohl, Klimaschutz und Artenvielfalt weiter. Bewährte Qualitätsprogramme, wie Bio oder das AMA-Gütesiegel, bieten mehr Preisstabilität und Sicherheit auch in Krisenzeiten. Mit der neuen GAP unterstützen wir diese Vermarktungsinitiativen direkt am Bauernhof. Damit ermöglichen wir mehr Akzeptanz in der Gesellschaft, verbessern unsere Chancen auf den Märkten und schaffen wirtschaftliche Perspektiven”, ist Strasser überzeugt.
“Die Forderungen der Gesellschaft nach mehr Tierwohl und Klimaschutz stellen die Land- und Forstwirtschaft vor große Herausforderungen. Mehrkosten, etwa durch Investitionen in moderne Haltungssysteme, können die Bäuerinnen und Bauern aber nicht alleine schultern. Die neue GAP schafft deshalb finanziell attraktive Anreize – speziell auch für Jungbäuerinnen und -bauern. Damit möglichst viele Betriebe beim Agrarumweltprogramm mitmachen, braucht es aber auch eine positive Preisperspektive auf den Märkten. Verarbeiter, Gastronomie, Handelsketten und in letzter Konsequenz auch die Konsumenten sind nun gefordert. Alle handelnden Akteure entlang der Wertschöpfungskette können sich jeden Tag für mehr Tierwohl, Klimaschutz und Artenvielfalt entscheiden”, so Strasser.
Foto: Paul Gruber