Ein kürzlich durchgeführter Store-Check in der Steiermark offenbart eine zum Teil völlig unklare Herkunft der Lebensmittel bei Dosengulasch. Erfreulicher hingegen fiel das Ergebnis bei Frankfurter-Würsteln aus. Der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und Abg.z.NR Georg Strasser, Präsident des Österreichischen Bauernbundes, fordern eine klare und transparente Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln.
Herkunftsland von Dosengulasch nur selten angegeben, erfreuliches Ergebnis bei Frankfurter. Woher kommt das Fleisch im Dosengulasch und in Frankfurter-Würsteln? Diesen brisanten Fragen gingen in den vergangenen Wochen die Store-Checker der steirischen Landwirtschaftskammer und des österreichischen Bauernbundes auf die Spur. „Miserabel sind die Ergebnisse beim Dosengulasch, wird doch bei fast drei Viertel der gezogenen Proben dem Konsumenten Fleisch von irgendwoher untergejubelt“, ist Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher über die schlechte Nachvollziehbarkeit enttäuscht. Beschämend ist, dass selbst bei Nachfrage die Verantwortlichen die Herkunft des Fleisches verschweigen (23 Prozent oder 48 Proben). Strasser: „Die Konsumenten tappen bei verarbeiteten Lebensmitteln oftmals völlig im Dunkeln, obwohl drei von vier Österreichern wissen wollen, woher das Fleisch kommt (marketagent.com 2019).“ Bessere Ergebnisse erzielte die Prüfung der Herkunftskennzeichnung bei den beliebten Frankfurter-Würsteln. Titschenbacher: „Das Fleisch von Frankfurter-Würsteln kommt zwar mit 86 Prozent zum Großteil verlässlich aus Österreich, allerdings ist noch Potenzial vorhanden.“ Titschenbacher und Strasser verlangen mit Nachdruck, das verführerische Spiel mit den rot-weiß-roten Fähnchen endlich zu beenden. Und begründen: Sie suggerieren auf den ersten Blick die österreichische Herkunft, dieser scheinbar vermittelte Eindruck hält aber oftmals einer Überprüfung nicht stand.
Landwirtschaftskammer-Vorschlag zur Herkunftskennzeichnung an zuständiges Gesundheitsministerium übermittelt. Strasser: Transparenz für Konsumenten und Bauern! Die Herkunftskennzeichnung von verarbeiteten Lebensmitteln mit Fleisch, Eiern und Milch sowie die Kennzeichnung von solchen Speisen in der Gemeinschaftsverpflegung, ist eine langjährige Forderung der Bauernvertretung. Dies ist im Regierungsprogramm für 2021 so vorgesehen. Nachdem man schon seit Monaten vergeblich auf einen Gesetzes-Entwurf für die Herkunftskennzeichnung aus dem zuständigen Gesundheitsministerium wartet, hat die Landwirtschaftskammer vergangene Woche an das Gesundheitsministerium einen diesbezüglichen Entwurf übermittelt, der eine umfassende Herkunftskennzeichnung gemäß Regierungsplan vorsieht. Titschenbacher und Strasser in Richtung des zuständigen Bundesministers: „Wir hoffen, dass nun die Verhandlungen zur Herkunftskennzeichnung endlich Fahrt aufnehmen. Die Konsumenten und vor allem unsere Bauernfamilien haben sich mehr Transparenz im Supermarktregal verdient!“
Schieflage: Österreichisches Fleisch ist gekennzeichnet, ausländisches nicht! Aufgedeckt haben die Store-Checker auch einen anderen Trick bei der Herkunftskennzeichnung. Strasser: „Für verarbeitete Produkte gilt offensichtlich die Faustregel: Fleisch aus Österreich wird deutlich gekennzeichnet. Kommt das Lebensmittel allerdings aus dem Ausland, wird die Herkunft verschwiegen.“ Und er bekräftigt: „Woher die Zutaten in verarbeiteten Lebensmitteln kommen, bleibt leider oft ein gut gehütetes Geheimnis. Ein Beispiel: Ein renommierter Hersteller von Dosenlebensmitteln wirbt auf dem Etikett mit einer rot-weiß-roten Fahne und der Aufschrift ‚beliebteste Suppen Österreichs‘. Allerdings gibt es auf der Gulaschdose keinen Hinweis, woher das Rindfleisch kommt. Ergebnislos blieb auch die Nachfrage beim Hersteller bezüglich der Herkunft des Fleisches in der Gulaschdose. Keine Antwort ist auch eine Antwort.“
Strasser: Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels vorantreiben. Rund 40 Prozent der Frankfurter-Würstel im Supermarkt sind mit dem AMA-Gütesiegel gekennzeichnet. Bauernbundpräsident Georg Strasser: „Das ist ein begrüßenswertes Ergebnis, wobei es natürlich noch Luft nach oben gibt. Mit dem AMA-Gütesiegel haben wir ein europaweit einzigartiges Qualitätssiegel für heimische Lebensmittel etabliert. Durch eine kontinuierliche Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels kann der Erfolgsweg bei den Konsumentinnen und Konsumenten auch für die Zukunft gesichert werden – beispielsweise durch eine konsequente Umstellung auf GVO-freie Fütterung.“
Zahlen und Fakten zum Store-Check. Im Februar und März haben die Store-Checker im Lebensmittelhandel in der Steiermark insgesamt 364 Proben, davon 154 verpackte Frankfurter-Würsteln und 210 Dosengulaschsuppen, auf die Herkunft des verarbeiteten Fleisches untersucht.
Fakt 1: Ergebnis bei Dosengulasch ist miserabel
- Bei 71 Prozent (148 Proben) ist das genaue Herkunftsland nicht feststellbar, bei 29 Prozent (62 Proben) kommt das Fleisch aus Österreich.
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- Bei 47 Prozent der untersuchten Proben (98 Proben) ist die Fleischherkunft mit „EU-Land“ angegeben, allerdings fehlt das konkrete Herkunftsland. Ein Ratespiel bei dem 27 Mitgliedsstaaten von Portugal bis Rumänien zur Wahl stehen.
- Bei 23 Prozent der Proben (48 Proben) fehlt jegliche Herkunftsangabe. Selbst bei Nachfrage gaben die Verantwortlichen keine Auskunft über die Fleischherkunft.
- Nur bei 29 Prozent nach der Fleischherkunft überprüften Dosengulaschsuppen kommt das Fleisch aus Österreich (62 von 210 Proben).
- Ein Prozent der Proben (5 Proben) ist mit „Nicht EU-Land“ deklariert.
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Fakt 2: Verführerisches Spiel mit den rot-weiß-roten Fähnchen bei Dosengulaschsuppen.
- Auf 20 Prozent der angebotenen Gulaschsuppen weht ein rot-weiß-rotes Fähnchen. Auf den ersten Blick scheint das rot-weiß-rote Fähnchen die österreichische Herkunft zu vermitteln. Aber: Eine Herkunftsangabe für Fleisch sucht man selbst im Kleingedruckten vergeblich. Weil sich das Fähnchen aber auf den Beisatz „Österreichs beliebteste Suppen“ beziehen könnte, ist wohl keine klare Herkunftsangabe im Kleingedruckten notwendig.
Foto: LK-Danner
Fakt 3: Ergebnis bei Frankfurter-Würsteln erfreulich, aber Potenzial vorhanden:
- Bei 86 Prozent der überprüften Frankfurter (133 von 154 Proben) kommt das Fleisch aus Österreich. 39 Prozent davon tragen das AMA-Gütesiegel, bei 61 Prozent ist die österreichische Herkunft nachvollziehbar.
- Bei 14 Prozent ist das Herkunftsland nicht exakt deklariert (21 Proben). Neun Prozent sind mit „EU-Land“ deklariert, wobei das genaue Herkunftsland rätselhaft ist (14 Proben), bei weiteren fünf Prozent ist gar keine Herkunft angegeben.