Der Steirische Bauernbund besucht den weststeirischen Milchbauern, der ungewollt in den Mittelpunkt des Medieninteresses geraten ist.
Die Zeitungsmeldungen von vergifteten Rindern in einem weststeirischen Milchviehstall machten landesweit die Runde. Für den Voitsberger Bauernbund-Bezirksobmann Werner Preßler und den Mooskirchener Ortsbauernratsobmann Franz Zöhrer waren sie der Anlass, die betroffene Bauernfamilie zu besuchen. Mit dabei waren Bürgermeister Engelbert Huber und NEUES LAND.
Eines fällt sofort auf. Der Bauernhof vulgo Ganster in Gießenberg wirkt schon von weitem sehr gepflegt. Alles ist sauber, hat seine Ordnung und auch Stil. Am großen Tisch in der Wohnstube haben die Bäuerin Monika Gogg und ihre rüstige Schwiegermutter schon Kaffee und Krapfen vorbereitet.
Mut nicht verlieren!
Bürgermeister Huber bricht das Eis: „Ich bin mitgekommen, damit etwas Ruhe in die Sache einkehrt.“ Er blickt Sepp Gogg an: „Wir alle hoffen, dass ihr den Mut nicht verliert und dass ihr weitermacht. Ihr habt so viel investiert und so viel Herzblut in die Wirtschaft hineingesteckt.“ Man sieht es dem Bauern förmlich an, dass ihm dieser Trost gut tut. Zu viel hat er in den letzten Tagen mitgemacht. Dauernd hat das Handy geläutet. Für viele Journalisten ist seine Geschichte wie ein Landkrimi, der sich gut verkaufen lässt. Dabei will Sepp Gogg nicht im Mittelpunkt stehen. Er und seine Familie wollen nur eines: in Ruhe gelassen werden! Das fordern sie auch von ihrem Nachbarn ein. Die zur Beobachtung der Tiere im neuerrichteten Rinderlaufstall montierten Videokameras haben nämlich einen schrecklichen Verdacht bestätigt. Nachdem die Familie Gogg die Stall-arbeit am Abend beendet hat, ist der Nachbar gekommen und hat Harnstoff ins Futter gegeben. „Seit Herbst vorigen Jahres sind die Harnstoff-Werte in der Milch zu hoch gewesen“, berichtet Gogg, „ich habe deswegen auch mit dem Kraftfutter runtergehen müssen, aber es wurde nicht weniger.“ Kühe und Kalbinnen magerten ab. „Zuerst dachte ich, dass die weißen Körner, die ich gefunden habe, irgendwie mit dem Kraftfutter zu tun haben könnten.“ Obwohl er immer sofort den Tierarzt geholt hat, sind sieben Rinder verendet. Kammerobmann Preßler fühlt mit: „Es ist schon brutal, wenn im Stall Tiere verenden und man die Ursache nicht kennt.“
Dass des Rätsels Lösung in einer kriminellen Handlung liegt, macht die Sache nicht leicht. Schließlich ist man einander Nachbar. Schon beim Bauverfahren für die Errichtung des Rinderstalls mit einer Güllegrube, hat es seitens des Nachbarn einen Einwand gegeben. Begründung: die Geruchsbelästigung. Dabei hat der Bauwerber von sich aus die Güllegrube in einer Entfernung von 250 Meter im Freiland errichtet und alle erforderlichen Unterlagen beigebracht. Bürgermeister Huber bestätigt, dass die Baubewilligung für die Errichtung des Stalles im Jahr 2011, die Benützungsbewilligung im Jahr 2013 erteilt worden ist.
Staatsanwalt entscheidet
Inwieweit die Staatsanwaltschaft einen Strafantrag gegen den Täter einleitet oder ob das Verfahren außergerichtlich beigelegt wird, ist noch offen. Kammerobmann Preßler findet zu diesem Fall drastische Worte: „Man kann nicht zur Selbstjustiz greifen. Das, was hier passiert ist, ist ein massiver Eingriff in das Eigentum!“ Und Bürgermeister Huber legt nach: „Diese Tat ist durch Nichts zu gerechtfertigen.“
Text und Fotos: Brodschneider