Lokalaugenschein mit der LK-Spitze in den drei von den Unwettern hauptbetroffenen Bezirken.
Beim Lokalaugenschein mit LK-Präsident Franz Titschenbacher und Vizepräsidentin Maria Pein fällt immer wieder der Satz: „Es ist ein Wahnsinn, was in den vergangenen Tagen passiert ist!“. Gemeint sind damit nicht nur die Auswirkungen des Hochwassers in den südlichen Teilen der Bezirke Leibnitz und Südoststeiermark, sondern auch die massiven Hangrutschungen. Beim Weingut Wechtitsch vulgo Zuser in Oberfahrenbach ist gleich ein 16 Hektar großer Hang ins Rutschen gekommen. „Dabei sind bis zu zwei Meter hohe Geländestufen entstanden. Schollen im Ausmaß von zwei bis drei Hektar drohen weiter abzurutschen“, erklärt der Großkleiner Bürgermeister Christoph Zirngast, der auch Kammerobmann des Bezirkes Leibnitz ist. „Kommen in den nächsten Tagen weitere Niederschläge dazu, so wäre das ein Wahnsinn!“
Innerhalb von 48 Stunden hat es in der Marktgemeinde Großklein 200 Liter pro Quadratmeter geregnet. „Zuerst war das Hochwasser. Das Wasser kam sehr schnell und riss alles mit. Viele Kürbisäcker sind jetzt leer. Das Soja hat es komplett umgelegt“, berichtet Zirngast. „Auch viele Maisfelder sind überschwemmt. Das Problem, das sich hier anbahnt, sind der mitgeschwemmte Müll und Metallteile. Meine Sorge ist groß, dass da beim Dreschen etwas passieren könnte.“
Die Situation hat sich weiter zugespitzt, als die ersten Hangrutschungen aufgetreten sind. „In vielen Weingärten haben wir Probleme mit Rutschungen. Noch lässt sich gar nicht genau sagen, wo überall Risse entstanden sind“, fährt der Bürgermeister fort. Dramatisch sind auch die Hangrutschungen in der Gemeinde St. Johann im Saggautal. Gebäude wurden zerstört, die Hauptwasserleitung brach. In Heimschuh mussten am Betrieb von Martin und Kathrin Posch 500 Schweine aus dem überfluteten Stall gerettet werden.
Entschädigungen
„Immer wieder stellt sich die Frage, was jetzt eigentlich durch die Versicherungen gedeckt ist und was aus dem Katastrophenfonds beglichen wird“, sagt Zirngast. „Es geht um Existenzen. Wenn hier nicht im großen Ausmaß unterstützt wird, sind manche Betriebe nicht mehr zu halten.“
Die Kammerspitze setzt ihren Lokalaugenschein im Bezirk Südoststeiermark fort. Auch hier sind die Folgen von Hangrutschungen dramatisch. Das zeigen auch die Begehungen bei den Weinbaubetrieben Rauch in St. Peter am Ottersbach und Frauwallner in Gnas. Präsident Titschenbacher ist erschüttert. „Das, was wir jetzt wieder erlebt haben, sind die Folgen des Klimawandels. Das bestätigt, dass die Land- und Forstwirtschaft zu den Hauptbetroffenen der immer häufiger auftretenden Wetterextreme zählt“, sagt Titschenbacher. Er verspricht, dass die Landeskammer alles Mögliche tun wird, um die heimgesuchten bäuerlichen Betriebe bestmöglich zu unterstützen.
Vizepräsidentin Pein fügt ergänzend hinzu: „Die ganze Dramatik in den vergangenen Tagen hat aber auch gezeigt, dass wir alle dankbar sind, dass es die Feuerwehren gibt. Wir haben gesehen, dass wir jede einzelne Feuerwehr dringend brauchen.“
Kammerobmann Franz Uller befürchtet, dass die Hangrutschungen im Bezirk Südoststeiermark, der ebenso wie der Bezirk Leibnitz zum Katastrophengebiet erklärt worden ist, noch einige Tage anhalten werden. „Mit Stand Dienstag haben wir schon über 200 Rutschungen. Wichtig ist, dass keine Menschen zu Schaden gekommen sind, aber es sind viele Gebäude betroffen.“ Als Beispiel führt er das Wirtschaftsgebäude der Familie Schiefermayer in Oberstorcha an. „Eine Katastrophe“, merkt er traurig an. Zudem weist er darauf hin, dass noch viele Weizenfelder geerntet werden müssen. „Da ergibt sich ein großes Problem bezüglich Qualität, zuweilen die Ackerböden noch längere Zeit nicht befahrbar sein werden.“
Auch der Deutschlandsberger Kammerobmann Christian Polz hat sich ein Bild von der Situation nach den Starkniederschlägen gemacht. „Wir sind im Bezirk trotz der enormen Regenmengen mit einem blauen Auge davongekommen. Neben einigen überschwemmten Kellern und Hangrutschungen halten sich die Schäden in Grenzen“, so Polz. Vier Gemeinden – Eibiswald, Wies, St. Peter im Sulmtal und Bad Schwanberg – mussten aber im Bezirk Deutschlandsberg zum Katastrophengebiet erklärt werden.
Pflanzenschutz
Problematisch sieht der Kammerobmann die Situation bei Dauerkulturen wie Obst und Wein. „Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen ist auch der Krankheitsdruck in den Kulturen sehr hoch. Oft kann jedoch nicht rechtzeitig Pflanzenschutz ausgebracht werden, da die Böden schlecht bis gar nicht befahrbar sind“, so Polz. Gerade der Biobereich ist besonders betroffen. Was die Ackerkulturen betrifft, fasst er kurz zusammen: „Bei Getreide waren die Erträge aufgrund der hohen Niederschlagsmengen im Laufe des Jahres nicht zufriedenstellend. Auch bei Mais wird es Abschläge geben und beim Kürbis wird es zu Totalausfällen kommen.“
Was im Schadensfall zu beachten ist
Der Bund und das Land Steiermark stellen eine Entschädigung aus dem Katastrophenfonds für Maßnahmen zur Beseitigung von außergewöhnlichen Schäden zur Verfügung. Anspruchsberechtigt sind natürliche und juristische Personen. Die Schadensmeldung (Privatschadensausweis) erfolgt beim zuständigen Gemeindeamt oder online über das E-Governmentportal. Danach werden die einzelnen Fälle, entsprechend der Schadensart, von den zuständigen Abteilungen geprüft.
- Vor den Aufräumarbeiten ist eine selbstständige fotografische Dokumentation zur Beweissicherung anzufertigen.
- Schäden an Gebäuden, baulichen Anlagen, Inventar müssen innerhalb von zwei Monaten ab Eintritt des Schadens gemeldet werden.
- Alle anderen Schäden müssen innerhalb von sechs Monaten ab Eintritt des Schadens gemeldet werden.
Der Katastrophenfonds wirkt subsidiär. Das heißt, Mittel aus dem Katastrophenfonds können für Schäden anteilig gewährt werden, deren Kosten nicht von Versicherungen übernommen werden. Informationen zum Katastrophenfonds finden Sie im Internet unter www.agrar.steiermark.at.