Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher fordert Entlastungen: Rasche Umsetzung der beschlossenen Beitragsfreistellung von der Sozialversicherung im 4. Quartal sowie Steuerentlastung beim Agrardiesel. Und an den Lebensmittelhandel bekräftigt er die Forderung nach einem fairen Anteil der Bauern am Endverbraucherpreis.
Jahrhundertfrost hat Großteil der Obst- und Weinernte vernichtet. Und: Schwere Hagelschäden. „Es ist ein Katastrophenjahr mit Lichtblicken“, zieht Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher Bilanz über die Ernte 2016. Fast bei allen landwirtschaftlichen Kulturen haben der Jahrhundertfrost und die Schneekatastrophe Ende April ihre Spuren hinterlassen. Den allergrößten Schaden haben sie aber im Obst- und Weinbau angerichtet – der Großteil der Ernte wurde zerstört. Dazu kamen noch 17 mitunter schwere Hagelstürme, die rund 36.000 Hektar landwirtschaftliche Kulturen (Kürbis, Mais, Getreide, Grünland sowie von Frost verschont gebliebene Wein- und Obstgärten) unterschiedlich stark in Mitleidenschaft gezogen und einen Gesamtschaden von 20 Millionen Euro angerichtet haben. „Zu den Lichtblicken in der Erntebilanz zählen – vorausgesetzt Hagel und Frost haben nicht gewütet – der Kürbisanbau, die Käferbohnen, Hirse und Soja. Auch ausreichend Futter (Silage und Heu) guter Qualität konnte bei schwierigen Erntebedingungen eingefahren werden. Unterschiedlich ist die Maisernte und durchwachsen ist die Saison bei Salaten und Paradeisern ausgefallen“, unterstreicht Titschenbacher ferner.
Klimawandel zeigt seine vielen grimmigen Gesichter. „Die Klimaverschlechterung mit seinen vielen Gesichtern hat die Bäuerinnen und Bauern heuer in einem noch nie dagewesenen Ausmaß getroffen“, hebt der Kammerpräsident ferner hervor. Während in den Jahren zuvor Hitze, Trockenheit und Dürre sowie hohe Niederschläge zur Anbau- und Erntezeit und teils Überschwemmungen große Schäden anrichteten, haben Frost, Hagelschläge mit Stürmen und Überschwemmungen die heurigen katastrophalen Schäden angerichtet. Bis September 2016 war es in der Steiermark im Vergleich zum langjährigen Mittel sogar um 2,6 Grad wärmer. In diesem Zusammenhang fordert Titschenbacher die Bundesregierung auf, das Pariser Klimaabkommen konsequent umzusetzen und dabei die erneuerbaren Energien forciert auszubauen, wobei die Landwirtschaft dabei als Problemlöser einen wichtigen Beitrag leisten kann.
Bauern kämpfen zusätzlich mit Einkommensminus von rund 34 Prozent. Zusätzlich zu den Frost- und Hagelschäden haben die steirischen Bäuerinnen und Bauern auch mit dem vierten Einkommensminus in Folge zu kämpfen. Seit 2012 ist dieses um 33,9 Prozent zurückgegangen. Die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark betrugen im Jahr 2015 im Schnitt nur mehr 18.604 Euro je Betrieb. Nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge liegt dieses pro Betrieb bei 12.340 Euro. Das bedeutet: Die durchschnittliche Entlohnung je Familienarbeitskraft liegt bei 10.283 Euro nach Abzug der Sozialversicherungsbeiträge oder 857 Euro pro Monat (auf 12 Monate gerechnet). Spezialisierte durchschnittliche Milchviehbetriebe (18 Kühe) mussten innerhalb eines Jahres (von 2014 auf 2015) ein Minus von 30 Prozent hinnehmen. Nach Abzug der Sozialversicherung lag das Einkommen einer Familienarbeitskraft des durchschnittlichen Milchviehbetriebes bei 10.672 Euro oder 889 Euro pro Monat, das eines Bergbauern der Zone 4 bei 673 Euro pro Monat (auf 12 Monate gerechnet).
Forderungen: Fairer Anteil am Endverbraucherpreis, Beitragsfreistellung von der Sozialversicherung im 4. Quartal 2016 und Agrardiesel. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher bekräftigt seine Forderung nach einem fairen Anteil am Endverbraucherpreis und fordert den Lebensmittelhandel auf, den Mehrwert der heimischen Produkte den Landwirten auch finanziell abzugelten. Weiters verlangt Titschenbacher zur Kostenentlastung der heimischen Bäuerinnen und Bauern die vom Ministerrat beschlossene Beitragsfreistellung von der Sozialversicherung im 4. Quartal 2016 umzusetzen. Und: „Auch Österreich braucht eine Steuerentlastung beim Agrardiesel – hier sind fast alle anderen EU-Länder Wegweiser“, so Titschenbacher.
Brugner: Ambitioniertes Zukunftsprogramm „Steirische Land- und Forstwirtschaft 2030“. Nach einem zweijährigen Strategieprozess mit rund 900 Bäuerinnen und Bauern aus allen Teilen der Steiermark hat die Landwirtschaftskammer jetzt das ambitionierte Zukunftsprogramm „Steirische Land- und Forstwirtschaft 2030“ auf den Tisch gelegt. Dieses stellt die Weichen zur Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe durch Innovationen sowie marktangepassten Produktionspotenzialen und erfüllt die Wünsche der Bevölkerung nach noch mehr Qualität, Boden- und Klimaschutz sowie besonderen Tierwohlanforderungen. Kammerdirektor Werner Brugner: „Um dieses Zukunftsprogramm erfolgreich umzusetzen, wird die Landwirtschaftskammer ihr Beratungs- und Weiterbildungsangebot an die Herausforderungen und Chancen entsprechend ausrichten.“
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