Grundsatzpapier des Bauernbundes: Produktion stärken, Versorgung und faire Einkommen sichern, Umwelt schützen und Bürokratie abbauen
Bäuerinnen und Bauern in ganz Europa und so auch in Österreich stehen aktuell vor zahlreichen Herausforderungen, wenn es darum geht, eine sichere Versorgung mit Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie zu gewährleisten. „Unsere Bauernfamilien kämpfen zeitgleich an mehreren Fronten: Einerseits sollen immer höhere Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards erfüllt werden, andererseits drängen billige Importprodukte auf den Markt. Viele Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich unverstanden, oft geht es nicht mehr darum, am Feld zu stehen, sondern Zettel auszufüllen. Die Politik der EU-Kommission mit ihren hochtrabenden Zielen bringt unsere kleinstrukturierte Land- und Forstwirtschaft spürbar an ihre Grenzen. Das muss sich jetzt ändern: Deshalb legt der Österreichische Bauernbund der Kommission ein Grundsatzpapier vor, das zahlreiche Maßnahmen enthält, um faire Einkommen auf den Höfen zu sichern und bürokratische Hürden abzubauen, damit wir uns wieder auf unsere Arbeit konzentrieren können“, sind sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Bauernbund-Präsident Georg Strasser und LK Österreich-Präsident und Bauernbund-Vizepräsident Josef Moosbrugger einig.
„Agrar-Gipfel“ des Bauernbundes
Der Bauernbund hat deshalb in einem „Agrar-Gipfel“ sieben konkrete Forderungen an die EU-Kommission formuliert. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig begrüßt das Grundsatzpapier des Bauernbundes.
Das sind die Forderungen aus dem Grundsatzpapier des Bauernbundes:
1) EU-Kurskorrektur im Sinne der europäischen Landwirtschaft (GAP) – mehr Beständigkeit und weniger Bürokratie
2) Wald nützen und damit schützen!
3) Versorgungssicherung durch Sicherstellung notwendiger Produktionsmittel
4) Ukraine: Einführung von Handelskontingenten, Zöllen und verpflichtende Einhaltung von EU-Produktionsstandards!
5) Eigenversorgung stärken und Herkunftskennzeichnung ausbauen
6) Senkung des Schutzstatus für den Wolf!
7) Neue Legislativvorhaben und Handelsverträge nur auf Basis umfassender Folgenabschätzung und Einbindung der Betroffenen
„Die Bäuerinnen und Bauern brauchen Wertschätzung, Stabilität und faire Rahmenbedingungen. Ich appelliere an die Kommission, die GAP als zentrales landwirtschaftspolitisches Instrument nicht durch realitätsfremde Regelungen des Green Deals zu gefährden. Die Kommission sollte sich jetzt auf effektive Maßnahmen zum Bürokratie-Abbau fokussieren, die auch rasch bei den Bäuerinnen und Bauern ankommen,“ so Totschnig.
„Über den ganzen Kontinent verteilt gehen die Bauern auf die Straße, um sich Gehör zu verschaffen. Die Kommission hat als Reaktion auf die europaweiten Bauernproteste längst überfällige Maßnahmen zur Vereinfachung und zur Entbürokratisierung vorgeschlagen. Es darf aber nicht bei diesen gut gemeinten Ansätzen bleiben – jetzt müssen endlich Taten folgen. Damit wollen wir auch die Leistungen unserer österreichischen Bauernfamilien honorieren, die bereits jetzt wesentlich zum Artenschutz und zu einem lebenswerten Österreich beitragen. Das heißt: Neben der Wertschätzung der Bevölkerung braucht es auch ein Mehr an Wertschöpfung“, so Strasser.
„Wir brauchen dringend eine Kurskorrektur der agrarpolitischen Vorgaben. Dem Thema Versorgungssicherheit muss wieder mehr Bedeutung beigemessen werden. Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft sind gleichermaßen zu berücksichtigen. Auch brauchen wir Strategien, die rascher an weltpolitische Veränderungen angepasst werden können. Der Bürokratiewildwuchs muss zurechtgestutzt und eingedämmt werden, dazu braucht es ein Einkommen zum Auskommen und echte Zukunftsperspektiven, damit die bäuerliche Jugend bereit ist, die Höfe ihrer Eltern weiterzuführen, Investitionen zu tätigen und die Bevölkerung zu versorgen”, unterstreicht Moosbrugger.