Nach mehreren Krisenjahren durch Frost und Preiseinbrüche erwarten Obstbauern endlich ruhigen Markt mit kostendeckenden Erzeugerpreisen. Auch EU-weit wird mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Angebot und Nachfrage gerechnet.
Auf Hochtouren läuft die Ernte im steirischen Apfelland. Noch bis Ende Oktober läuft die steirische Apfelernte. Derzeit pflücken die 1.400 steirischen Apfelbauern die beliebten Elstar mit ihrer roten Backe sowie die flächig rot-gefärbten Gala, die auch als Kinderäpfel besonders begehrt sind. Dann folgen die Hauptsorten Golden Delicious, Kronprinz, Jonagold, Topaz, Evelina und Braeburn. „Mit geschätzten 121.000 Tonnen fällt die steirische Ernte frostbedingt zwar um 17 Prozent niedriger aus als im Vorjahr, trotzdem ist die heimische Versorgung bis zur nächsten Saison ausreichend gedeckt“, unterstreicht Manfred Kohlfürst, Obmann der steirischen Erwerbsobstbauern.
Bioweltmeister. „Sehr gut entwickelt hat sich dank der ständig steigenden Nachfrage der Bioanbau. Bei Äpfeln sind wir Bioweltmeister. Auf bereits 20 Prozent der Anbaufläche oder 1.200 Hektar kultivieren unsere Obstbauern Bioäpfel. Diesen Anteil schafft kein anderes Land“, unterstreicht Kohlfürst. Bei anhaltend steigender Nachfrage, wird auch die Anbaufläche weiter marktkonform wachsen.
Witterung: Harmonischer Geschmack. „Die Ernte 2020 ist ein Geschmackserlebnis“, sagt Herbert Muster, Leiter des Obstbaureferates in der Landwirtschaftskammer. Durch die Witterung der vergangenen Wochen haben sich die steirischen Äpfel gut entwickelt: Die Obstgärten waren ausreichend mit Wasser versorgt und zusätzlich ließen genügend Sonnenstunden eine sehr gute innere Qualität mit einem ausgeglichenen Zucker-Säure-Verhältnis heranreifen, welches den harmonischen und guten Geschmack bewirkt. Die steirischen Äpfel zeichnet heuer zusätzlich ihre ideale Fruchtgröße aus, sie sind tendenziell etwas größer als im Vorjahr.
Nach mehreren Krisenjahren endlich ruhiger Markt mit kostendeckenden Preisen erwartet. Nach mehreren, für die Obstbauern wirtschaftlich sehr turbulenten, Jahren – bedingt durch die mehrfachen Spätfröste sowie durch Preiseinbrüche – erwarten die Obstbauern jetzt endlich eine ruhige Vermarktungssaison. Mit ausschlaggebend dafür ist auch die europäische Ernte: Mit geschätzten 10,7 Millionen Tonnen ist EU-weit von einem ausgeglichenen Verhältnis von Angebot und Nachfrage auszugehen. Kohlfürst: „Erstmals erwarten wir nach mehreren Krisenjahren wieder kostendeckende Erzeugerpreise. Diese können aber leider die Verluste der vergangenen Jahre nicht wettmachen.“
Herkunftsüberprüfungen in den Regalen. Die Bevölkerung bevorzugt heimische Qualitäten. Die Landwirtschaftskammer setzt auch heuer bei Äpfeln die Herkunftsüberprüfungen in den Regalen fort. Muster: „Dabei geht es um die Fairness gegenüber den heimischen Obstbauern und gegenüber den Konsumenten. Wir werden mit großer Aufmerksamkeit die Herkunft und die Kennzeichnung der Äpfel in den Regalen unter die Lupe nehmen. Auch sollen die mit größtem Einsatz produzierten heimischen Äpfel nicht für Lockangebote herhalten müssen.“
Erntewetter. Für die laufende Ernte wünschen sich die Obstbauern idealerweise eine trockene, nicht allzu heiße Witterung. Bedingt durch die Topografie sind stärkere Differenzen zwischen den Tag- und Nachttemperaturen im Herbst zu erwarten. Diese sorgen für eine besonders intensive Färbung und für die Knackigkeit der steirischen Äpfel.