Eierbauern im Spannungsfeld zwischen Engpässen und Fairness: Sichere heimische Versorgung mit Eiern hat für Eierbauern höchste Priorität – doch um das nötige Wachstum stemmen zu können, brauchen sie vor allem am Markt Luft zum Atmen
Eier sind auch bei uns rarer. Die gute Nachricht vorweg: „Die Eier-Nester werden heuer nicht leer bleiben, vor allem dann nicht, wenn rechtzeitig dafür vorgesorgt wird“, beruhigt Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Maria Pein. Doch ein Blick hinter die Kulissen macht die widersprüchlichen Signale an die Eierbauern besonders deutlich – angespannte bis mangelnde Wirtschaftlichkeit für Einsteiger und bei Bio-Eiern, steigende Nachfrage, aber teilweise Lockangebote bei Farbeiern im Handel. „Damit dennoch das zarte Pflänzchen an aufkeimenden Optimismus wachsen kann, brauchen die heimischen Eierbauern zuallererst faire Erzeugerpreise, raschere sowie einfachere Stallbau-Genehmigungen und langfristige Lieferverträge“, stellt die Vizepräsidentin klar.
Pein: Wollen junge Bäuerinnen und Bauern motivieren – doch bessere Erzeugerpreise notwendig, um die hohen Baukosten sowie gestiegenen Betriebskosten zu stemmen. Die heimischen Eierbauern sind auf die regionale Versorgung mit Eiern ausgerichtet – diese hat für sie höchste Priorität. Nach schwierigen Jahren, in denen die Eierbauern kein Einkommen mehr erwirtschaften konnten, gibt die steigende Nachfrage den Eierbauern neue Hoffnung. In den nächsten Jahren ist ein Nachfrageplus zwischen drei und fünf Prozent zu erwarten. „Wir wollen junge Bäuerinnen und Bauern motivieren, in die Legehennen-Haltung einzusteigen. Doch nur mit besseren Erzeugerpreisen sind Einsteiger:innen zu gewinnen, die das Risiko der sehr hohen Investitionen sowie der gestiegenen Betriebskosten tragen“, unterstreicht Pein.
Eier sind im Trend, weil hochwertige und preiswerte Eiweißquelle. Weil Eier – wissenschaftlich untermauert – eine hochwertige und preiswerte Eiweißquelle sind, steigt seit einiger Zeit auch die Nachfrage. Hohe Maßstäbe legen auch die Eierbauern an den Tag: Gentechnik-freie Fütterung – Soja kommt nur aus der Region oder Europa (Donausoja), tierfreundliche Haltung, hohe Standards durch das AMA-Gütesiegel, viele Kontrollen, jedes Ei trägt einen betriebsindividuellen Stempel und ist durch die Eierdatenbank lückenlos bis zum Eierbauern zurückzuverfolgen. Nicht zu vergessen: Die Eierbauern sind für ihre Tiere 365 Tage im Jahr im Einsatz. Vizepräsidentin Maria Pein: „Eier sind zu wertvoll, um verschleudert zu werden. Farbeier als Lockartikel anzupreisen, ist für die Eierbauern unverständlich.“
Deutlich höheres Wachstum für Bio möglich, wenn Erzeugerpreise besser werden. Erhebliche Einkommensverluste hatten in den vergangenen Jahren die Bio-Legehennenhalter – bedingt durch Corona und Inflation – zu verzeichnen. Die Nachfrage erholt sich langsam, das Wachstumspotenzial für Bio-Eier liegt zwischen 5 bis 10 Prozent in den kommenden zwei Jahren. Allerdings, so Pein: „Die Bio-Legehennenhalter brauchen dringend einen Preisschub bei den Erzeugerpreisen nach oben, um die steigende Nachfrage zu realisieren.“
Hans Peter Schlegl, Obmann der Geflügelwirtschaft Steiermark: Wachstum möglich. Die Ursachen der Eierknappheit erläutert Hans Peter Schlegl: „In den vergangenen drei Jahren sind wegen der mangelnden Wirtschaftlichkeit durch die gestiegenen Betriebskosten – Strom, Futter, Bau- und Investitionskosten – auch in der Steiermark Ställe leer geblieben. Zudem essen die Österreicher bei steigender Bevölkerungszahl heute um 12 Eier mehr als noch vor fünf Jahren.“ Sein Ziel ist es langfristig Betriebe aufzubauen, um die Inlandsversorgung zu erhöhen: „Damit potenzielle Einsteiger investieren, brauchen sie Planungssicherheit stabile und langfristig gute Eierpreise – keine Einkauf-Aktionen in Zeiten mit knappem Eierangebot. Er fordert einen kontinuierlichen Schub nach oben bei den Erzeugerpreisen in den nächsten ein bis zwei Jahren.“ Schlegl: „Nur so können wir unsere Versorgungssicherheit in Zukunft garantieren und ausbauen.“
Junge Eierbäuerin Astrid Büchler aus Höllberg/Hitzendorf – mutigen Schritt gesetzt. „Ich sehe Zukunft in der Legehennhaltung und will zur sicheren Versorgung mit heimischen Eiern beitragen. Daher habe ich in einen modernen Legehennenstall investiert. Die hohe Investition in den Stall ist ein mutiger Schritt mit viel Risikobereitschaft.“
Zahlen und Fakten. Die Steiermark ist mit über 2,5 Millionen Legehennen das Eierland Nummer 1 in Österreich – der steirische Anteil liegt bei 34,4 Prozent. Insgesamt gibt es in der Steiermark 719 Legehennenhalter:innen, davon sind 474 Freilandhennenhalter:innen und 118 Biohennenhalter:innen. 163 sind Bodenhaltungsbetriebe. Jeder Österreicher ist im Schnitt 248 pro Jahr mit steigender Tendenz, 2020 waren es noch 236 Eier. Der Selbstversorgungsgrad bei Eiern in der Steiermark liegt bei rund 221 Prozent, in Österreich bei 90 Prozent. Die steirischen Hennen legen knapp 700 Millionen Eier pro Jahr, in Österreich sind es knapp 2 Milliarden. Im Schnitt essen die Steirerinnen und Steirer rund um Ostern 8 gefärbte Eier, das sind gesamt rund 10,2 Millionen Stück Ostereier.
Foto: LK Danner