Großer Countdown bei der Siegergala: Gewinner des Innovationspreises Vifzack 2025 der Landwirtschaftskammer sind Verena Schöllauf und Bernhard Moitzi aus Obdach mit ihrem Projekt „Großraum-Iglu mit innovativen Milchpfaden“. Der großartige zweite Platz geht an Stefan Lendl aus Floing. Sein einzigartiges Projekt: „Vollhydraulische 6-Ballengabel und die Latschelei“. Den beeindruckenden dritten Platz erreichte Familie Niederl aus Kirchbach mit ihrer Kulinarik-Innovation „Reiswurst by Urbi & Fuchs“
Innovationen am laufenden Band. „Die heimische Landwirtschaft bringt Innovationen am laufenden Band hervor. Damit treiben die steirischen Bäuerinnen und Bauern den Fortschritt auf ihren Höfen voran und machen ihre Betriebe zukunftsfit“, unterstreicht Präsident Franz Titschenbacher. Auf den Punkt bringt es auch Vizepräsidentin Maria Pein: „Die Innovatorinnen und Innovatoren auf den Höfen gehen mutige Schritte und begründen mit Feuereifer sowie unbändigem Umsetzungswillen neue Aktivitätsfelder.“ Landwirtschaftskammer und Steiermärkische Sparkasse ermutigen die steirischen Bäuerinnen und Bauern mit dem zum achten Mal durchgeführten Innovationswettbewerb „Vifzack“ ihre Ideen zu Leuchttürmen umzusetzen. Damit sich aus vagen Ideen ein Meisterstück entwickeln kann, bietet die Landwirtschaftskammer den Bäuerinnen und Bauern als besonderen Service auch eine profunde Innovationsberatung an.
Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied Steiermärkische Sparkasse: Unterstützen Landwirt:innen beim Weiterentwickeln innovativer Ansätze. „Die kreativen Ideen unserer landwirtschaftlichen Betriebe zeigen eindrucksvoll ihre Veränderungsbereitschaft und ihr zukunftsorientiertes Denken. Die Steiermärkischen Sparkasse sieht es als zentrale Aufgabe, das Engagement und die innovativen Ansätze unserer Landwirt:innen bei der Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle zu unterstützen. Es ist wichtig, auch in dieser Branche die Chancen der gesellschaftlichen Veränderungen zu nutzen und die Betriebe zukunftssicher und nachhaltig auszurichten.“
Platz 1 für Verena Schöllauf und Bernhard Moitzi aus Obdach: Großraum-Iglu und innovative Milch-Pfade machen Furore im Internet.
Kein Wunder, dass Fleckviehkalb Greta und ihre tierischen WG-Kolleginnen auf der bildschönen Hochebene von Obdach so verspielt sind. Spielt doch auch ihr neues Heim alle Stück‘ln. „Den Gruppen-Iglu haben wir selbst gebaut“, berichten Bernhard Moitzi und Verena Schöllauf, während Greta dem Jungbauern genüsslich ins Ohr beißt. Der raffiniert gelöste Kälberstall – Marke Eigenbau –lässt sich von allen Seiten öffnen, verschließen, ja sogar hydraulisch anheben und fürs Ausmisten per Hoflader bewegen. Knapp eine Million Menschen wissen das. Sie haben ein Video davon auf dem Instagram-Kanal des innovativen Paares gesehen. Die künftigen Hofübernehmer sprühen auch in punkto Kommunikation vor Innovationskraft. Unter „landwirtschaft.moosbauer“ (der Vulgoname des auf 900 Meter gelegenen Hofes) zeigen Bernhard und Verena in kurzweiligen Videos und Fotos ihr Leben am Hof mit 80 Milchkühen. Oft mit einem Augenzwinkern versehen. Das zieht Tausende Follower an. „Wir wollen die Dinge so zeigen, wie sie in der Landwirtschaft wirklich sind“, hält das vife Jungbauern-Paar offene Kommunikation zwischen Landwirten und Bevölkerung für unerlässlich. Und das nicht nur virutell, sondern neuerdings auch mit einem „Pfad der Milch“. Über rund um den Stall montierte Schautafeln werden die zahlreichen Spaziergeher in der Gegend informiert, „wie wir produzieren“. Dazu kommen noch „Schule am Bauernhof“ und der brandneue Online-Auftritt (www.landwirtschaftmoosbauer.at), wo die beiden auch über den Hofalltag „bloggen“. Das Besondere daran: Marketing-Expertin Verena hat einen erfrischenden Blick auf die Dinge, kannte die 27-Jährige doch lange die Landwirtschaft nur von „außen“. Bis die gebürtige Südoststeirerin vor vier Jahren via „Tinder“ Bernhard kennengelernt hat und zur Vollblut-Bäuerin samt Facharbeiterbrief wurde. Ja, übers „Tindern“ kam auch die Liebe zu Rindern. In ihrer neuen Heimat hat die landesweit bekannte Fleckviehzüchterfamilie Moitzi seit jeher nie unkonventionielle, innovative Wege gescheut. Sie zählt wohl zu den ganz wenigen in der Branche, die ihre Herde zugunsten des Tierwohls massiv reduziert hat – von zuvor 130 auf 80 Milchkühe. Während im Stall neueste Technik mithilft (Melkroboter, automatische Spaltenputzer und Futterschieber) sucht man am Moosbauer-Hof eine Halle mit teuren, neuen Traktoren und großen Erntemaschinen vergeblich. „Die Außenwirtschaft haben wir komplett ausgelagert. Unsere Kraft und unsere Ideen gehen in die Herde – und in die Kommunikation.“ Mit ein Ziel der findigen Jungbauern ist es, den Hof als Marke zu etablieren. Denn an weiteren Innovationen (es gibt Pläne für Direktvermarktung) mangelt es den beiden nicht. Aber das ist dann ein Fall für den Vifzack 2026.
Tel.: 0664/9521075
Internet: www.landwirtschaftmoosbauer.at
Instagram: @landwirtschaft.moosbauer
Platz 2 für Stefan Lendl aus Floing: Selbstkonstruierte vollhydraulische Ballengabel und Latschelei.
Ein mächtiger, brauner Stier aus Stahl wacht vor dem Hof von Stefan Lendl über die Murbodner-Herde, die hier am Bio-Betrieb in Floing mit herrlicher Aussicht auf die halbe Steiermark lebt. Der an ein Dosengetränk erinnernde Stier ist auch Zeugnis des außergewöhnlichen Tüftler-Talents des jungen Bauern, der drei Tage pro Woche als Produktionsleiter eines Anlagenbauers arbeitet. „Den Stier haben mein Bruder und ich gemacht“, sagt der begeisterte Hirn- und Handwerker, der auch in Eigenregie eine vollhydraulische Ballengabel gebaut hat, mit dem der Biobauer insgesamt sechs Heuballen (zwei vorne, vier hinten) auf einmal mit dem Traktor transportiert. Doch die jüngste Erfolgsgeschichte hat mit Stefan Lendls Hobby zu tun und beginnt, wie viele gute Geschichten, in den Bergen. Und führt vom Wanderweg ins Schnapsglas. Einst über einen Tiroler auf den Geschmack von Latschenkieferlikör gekommen, wuchs beim Wandern (entlang der Baumgrenze, wo die Latschen beheimatet sind) beim heute 34-Jährigen die Idee heran, einen solchen Likör aus gebranntem Korn und Latschenzapfen selbst herzustellen – als erster in Österreich in 100 Prozent Bio-Qualität. Um die strengen Auflagen bei Ernte und Verarbeitung zu erfüllen, startete Lendl für die Wildsammlung der Latschenkieferzapfen eine Zusammenarbeit mit dem Naturpark Sölktäler. „Wir ernten rund 25 bis 30 Kilogramm Zapfen jeden Sommer. Aber nur von jenen Latschen, die im Zuge der Almpflege – dem Schwenden – ohnehin entnommen werden.“ Den Bio-Korn bezieht Lendl bei einem Edelbrenner in Oberösterreich, auf den er, wie könnte es anders sein, ebenfalls im Zuge seiner Wanderungen gestoßen ist. Seit einigen Jahren produziert und perfektioniert nun Lendls „Zapfenwerk“ den Bio-Latschenkieferlikör „Latschelei“. In Edelstahltanks gelagert, wird er später in kunstvolle Flaschen gefüllt. Die Kundschaft wächst und kann den Likör in fünf Fillialen von „s‘Fachl“, auf Weihnachstmärkten, ja auch auf Skihütten in Schladming und Obertauern sowie ab Hof kaufen. „Reich werde ich damit nicht werden, aber ich verbinde Hobby mit Arbeit – und mit Nachhaltigkeit. Das erfüllt mich“, sagt der 34-Jährige, der mit Familie, Eltern und Großvater einen Gutteil des Murbodner-Rinder selbst ab Hof vermarktet. Und auch in diesem Bereich mit selbst gemachtem „Dry Aged Murbodner“-Rindfleisch neue Wege geht. „Für mich ist es wichtig, den geerbten Hof erfolgreich weiterführen zu können. Da ist es gut, auf mehreren Standbeinen zu stehen.“ Typisch für ihn, hat er schon weitere Pläne: Ein Verkaufs- und Verkostungsraum direkt am Hof soll auch Synergien zwischen Fleisch und Schnaps schaffen. Mit der Latschelei hat der Oststeirer schon wichtige neue Zielgruppen „angezapft“.
Tel.: 0664/8550880
Instagram: @zapfenwerk
Platz 3 für Familie Niederl aus Kirchbach: Reiswurst by Urbi & Fuchs.
Wenn in China ein Sackl Reis umfällt, dann ist das Familie Niederl im über 7.000 Kilometer entfernten Kirchbach wurscht. So richtig Reiswurscht. „Wir haben unsere Breinwurst schon seit Großvaters Zeiten immer mit Reis statt Hirse oder Rollgerste hergestellt“, verrät Manfred Niederl, der mit seiner Frau Renate, den beiden Kindern Magdalena und Maximilian und deren Großeltern den weithin bekannten Buschenschank Urbi betreibt. Doch als vor rund zehn Jahren Familie Fuchs mit ihrem „SteirerREIS“ auf den Markt gekommen ist, „war für mich klar, dass wir wie in all unseren anderen Bereichen auch hier auf regionale Herkunft setzen wollen, selbst wenn dadurch die Produktion teurer wird“, sagt Manfred Niederl. Die SteirerREIS-Wurst by Urbi und Fuchs war geboren und lässt somit nicht nur Tradition und Innovation in der Bratpfanne verschmelzen – sondern kommt auch gut bei den Kunden an. Die SteirerREIS-Wurst macht bereits bis zu einem Drittel des Nierderl‘schen Wurstsortiments aus – und dieses hat es wahrlich in sich. „Wir machen 14 verschiedene Wurstsorten, von der Salami bis zum Knoblauchstangerl, und vermarkten im Jahr rund 150 Schweine komplett selbst.“ Auch die Fütterung der Schweine erfolgt am Hof, die Schlachtung seit bald 30 Jahren im Fleischhof Raabtal. „Das ist eine perfekte Partnerschaft, weil auch dort Regionalität gelebt wird.“ Die SteirerReis-Wurst ist aber nur eines von vielen Beispielen für die permanente Innovations- und Tatkraft der Direktvermarkter-Familie. Denn Manfred Niederl begann schon in den späten 1980er-Jahren, regionale Kaufhäuser (und später auch Spar und Adeg-Märkte) mit Fleischspezialitäten zu beliefern. 1998 kam der Buschenschank hinzu, die Familie mit dem bekannteren Vulgonamen Urbi zählte zu den Pionieren der Qualitätsbuschenschänken. Sogar das gesamte Brot für Buschenschank und Hofladen bäckt Renate Niederl selbst. Maximilian und Magdalena (sie ist seit dem Vorjahr amtierende Weinkönigin der Steiermark!) widmen sich stark dem Weinbau mit zwölf Hektar eigener Rebenfläche. Das Credo bleibt aber in allen Betriebsbereichen gleich: „Es geht darum, dass alles selbstgemacht ist und wir wissen, wo alle Zutaten herkommen – aus der Region. Das schätzen auch die Gäste“, ist Magdalena Niederl überzeugt.
Natürlich sei es in Zeiten der Teuerung nicht immer einfach, den preislichen Spagat zu finden, räumt Manfred ein, doch er habe über die Jahrzehnte die Erfahrung gemacht, „dass es einfach wichtig ist, Ideen auch durchzuziehen, wenn man selbst davon überzeugt ist“. Der schönste Lohn, der sich immer häufiger einstelle: „Wenn die eigenen Gäste plötzlich Botschafter für deinen Betrieb werden!“
Tel.: 0699/19351050
Internet: www.urbi.at
Instagram: @buschenschank_urbi
Agrarinnovationspreis Vifzack 2025. Bereits zum achten Mal vergibt die Landwirtschaftskammer den Innovationspreis Vifzack. Das Publikumsvoting lief von Mitte November bis Mitte Dezember 2024. Insgesamt wurden 40.230 Stimmen abgegeben, 10.083 online-Stimmen und 30.147 Offline-Stimmen. Das Siegerprojekt erhielt 8.412 Stimmen, das zweitplatzierte Projekt 7.893 Stimmen und das drittplatzierte Projekt 3.017 Stimmen.